Haltung zu Ukraine und Corona: Früherer Kollege kritisiert Drewermann
Der Schweizer Theologe Peter Eicher kritisiert seinen früheren Paderborner Kollegen Eugen Drewermann für dessen Aussagen zum Ukraine-Krieg und zur Corona-Impfung. "Für Ihr Werk und für beinahe alles in Ihrem Wirken bleibe ich dankbar. Auch wenn Sie nun nach meinem Dafürhalten Irrwege eingeschlagen haben", schreibt Eicher in einem offenen Brief an Drewermann, den das Magazin "Publik-Forum" in seiner aktuellen Ausgabe dokumentiert. Eicher (79) war jahrelang Dogmatik-Professor in Paderborn. Er war 1991 der kirchenrechtliche Berater von Eugen Drewermann in dessen Auseinandersetzung mit dem Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt um den Entzug seiner Lehrerlaubnis.
Er sei stets beeindruckt gewesen von der Intensität, mit der Drewermann seine frühkindliche Verletzung durch die Bomben auf seine Heimatstadt Bergkamen während des Zweiten Weltkriegs öffentlich und zumeist unter Tränen erinnert habe, so Eicher. "Warum verstummen Sie vor den Bomben, die auf Kinder in der Ukraine fallen", fragt der Theologe. Er könne nicht nachvollziehen, wie Drewermann der Nato die Schuld für diese Bomben geben und über Russlands Verbrechen hinweggehen könne. "Da stimmt etwas nicht."
Verpflichtung, andere vor dem Tod zu bewahren
Besorgt äußert sich Eicher auch zu Drewermanns kritischen Äußerungen über die mRNA-Impfstoffe gegen Corona. Der Schweizer Theologe betonte, dass er "im Elend der modernen Armut" seit 34 Jahren in Brasilien und in Afrika mit an der Pflege von HIV-Positiven und an Aids-Erkrankten arbeite. Dabei gebe es keine Möglichkeit, "der tödlichen Wirkung des HI-Virus zu entgehen außer durch antiretrovirale Mittel – einer Impfung vergleichbar". Immunsysteme könnten sich sehr grausam auch gegen achtsame Mitmenschen wenden. Jeder Mensch habe deshalb die Verpflichtung, jeden anderen Menschen durch den sorgfältigen Umgang mit der möglichen eigenen Erkrankung vor dem Tod zu bewahren. "Das gilt für Aids, und das gilt für Covid."
"Publik-Forum" hatte Ende Februar berichtet, dass Drewermann Verschwörungserzählungen verbreite. Demnach unterstützt er die Vorwürfe radikaler Impfgegner, wonach missliebige wissenschaftliche Ergebnisse zu Corona unterdrückt werden. Außerdem behaupte er, die Genesenen seien besser geschützt als diejenigen, die mit einem mRNA-Impfstoff geimpft worden seien. Drewermann gehöre zudem zu den Erstunterzeichnern des "Neuen Krefelder Appells", der vor einer angeblichen kapitalistischen Weltverschwörung warnt. Auf Nachfrage, warum er den Appell unterzeichnet habe, habe Drewermann geschrieben, dass er die Nato "für eine große Gefahr" halte. Anfang April kam Drewermann selbst mit einem Gastbeitrag in "Publik-Forum" zu Wort. Darin bezeichnete er die Nato als "schlimmste Angriffsarmee der Weltgeschichte".
zu dendie Genesenen seien »besser geschützt als die Geimpften
Eugen Drewermann (81) zählte zu den umstrittensten Theologen in der katholischen Kirche. Von 1979 bis 1991 lehrte er als Privatdozent an der Theologischen Fakultät Paderborn. 1991 entzog der Paderborner Erzbischof Degenhardt ihm die Lehrerlaubnis. 1992 erhielt der Theologe ein Predigtverbot, wenig später wurde er vom Priesteramt suspendiert. 2005, zu seinem 65. Geburtstag, trat er aus der Kirche aus. In seinen Büchern legt Drewermann die Bibel vor allem tiefenpsychologisch aus. (mal)