Regierung greift gegen Demokratiebewegung durch

Kardinal Zen offenbar in Hongkong festgenommen

Veröffentlicht am 11.05.2022 um 15:34 Uhr – Lesedauer: 

Hongkong ‐ Kardinal Joseph Zen unterstützt seit Jahren die Demokratiebewegung in Hongkong. Nun scheint der 90-Jährige festgenommen worden zu sein: Grund soll sein Engagement für einen Rechtshilfefonds der demokratischen Opposition sein. Der Papst und die Deutsche Bischofskonferenz äußerten sich besorgt.

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Der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, ist Medienberichten zufolge am Mittwochabend (Ortszeit) von der Nationalen Sicherheitspolizei verhaftet worden. Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurde Zen zusammen mit vier weiteren Personen wegen des Engagements für die Demokratiebewegung in der chinesischen Sonderverwaltungszone verhaftet. Neben dem 90-jährigen Kardinal wurden die Anwältin Margaret Ng, die Aktivistin und Sängerin Denise Ho, der ehemalige Abgeordnete Cyd Ho sowie der Wissenschaftler Hui Po-keung aufgrund ihres Engagements für den "612 Humanitarian Relief Fund" verhaftet. Ihnen wird Kollaboration mit fremden Mächten vorgeworfen. Bislang bestätigten weder das Bistum Hongkong noch die Behörden der Sonderverwaltungszone die Festnahme.

Der "Relief Fund" leistet finanzielle und medizinische Unterstützung sowie Rechtshilfe für Oppositionelle der Demokratiebewegung, die in den vergangenen Jahren gegen ein geplantes Gesetz protestiert hatten, das die Auslieferung von mutmaßlichen Straftätern nach China ermöglicht hätte. Im vergangenen Jahr löste sich die Organisation auf, nachdem die Polizei die Weitergabe von Daten verlangt hatte.

Vatikan "besorgt" über Festnahme Zens

Zen gilt seit langem als Unterstützer der Demokratiebewegung und hatte sich in der Vergangenheit deutlich gegen die zunehmend autoritäre Politik Chinas ausgesprochen. Zen hatte unter anderem 2019 an einer Andacht anlässlich der Demonstrationen teilgenommen. Es gebe angesichts der Politik Chinas keine andere Wahl, als zu protestieren, hatte er schon im Vorfeld verschiedenen internationalen Medien gesagt. Bei den prodemokratischen Protesten in den Jahren 2019 und 2020 waren auch viele Katholiken beteiligt. Die Regierung reagierte mit massiver Polizeigewalt auf die Proteste gegen neue Sicherheitsgesetze, die polizeiliche und behördliche Befugnisse massiv ausweiten sowie China einen direkten Einfluss auf die Politik seiner Sonderverwaltungszone ermöglichen sollten.

Der Vatikan äußerte sich am Mittwochnachmittag besorgt über die Nachricht der Festnahme des Kardinals. Man habe die Nachricht von der Verhaftung von Kardinal Zen "mit Besorgnis zur Kenntnis genommen" und verfolge die Entwicklung der Situation sehr genau, teilte Vatikansprecher Matteo Bruni mit. Am Abend äußerte sich auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. "Die Nachrichten über die Festnahme von Kardinal Joseph Zen und mehrerer Demokratie-Aktivisten in Hongkong erfüllen mich mit großer Sorge", wurde Bätzing auf dem Twitter-Account der Bischofskonferenz zitiert. Und weiter: "Kardinal Zen ist seit Jahrzehnten ein unbequemer und unbestechlicher Streiter für die Freiheit der Menschen gegenüber den Anmaßungen der kommunistischen Staatsmacht, die mittlerweile auch Hongkong unter ihre Kontrolle gebracht hat." (stz/fxn)

11.5., 17:30 Uhr: Ergänzt um die Stellungnahme des Vatikan.

11.5., 19:10 Uhr: Ergänzt um die Stellungnahme von Bischof Bätzing.

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