Erzbischof Becker bittet Papst um Entpflichtung von seinen Aufgaben
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat Papst Franziskus um die Entpflichtung von der Leitung seiner Diözese gebeten. Das Erzbistum teilte am Freitagmorgen mit, dass der Erzbischof es an der Zeit halte, sein Amt und die damit verbundenen Aufgaben in jüngere Hände zu geben. Der 1948 geborene Becker, der am Mittwoch 74 Jahre alt wurde, reicht seinen Rücktritt damit knapp ein Jahr vor Erreichen der üblichen Altersgrenze von 75 Jahren ein.
"In den vergangenen Monaten habe ich intensiv über diesen Schritt nachgedacht und im Gebet Kraft für diese Entscheidung gesucht", so Becker. Die nächsten großen Aufgaben und kommenden Herausforderungen sollen von jüngeren Generationen in der Leitung der Kirche getragen und gestaltet werden, heißt es in der Mitteilung. Becker zeigte sich zuversichtlich für den weiteren Verlauf des Synodalen Wegs in Deutschland wie den "Synodalen Weg 2030+" des Erzbistums Paderborn.
Seine Amtszeit habe Becker der Frage verschrieben, wozu die Kirche von Paderborn da sei. "Die Frohe Botschaft muss Bestand haben in einer Phase epochalen Wandels. Sie muss die tragende Säule aller Veränderungsprozesse in der Kirche sein", so der Erzbischof.
Langjähriges Engagement für Bildung und Schule
Das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn dankte Becker in einer ersten Reaktion für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. "Wir können uns vorstellen, dass Erzbischof Hans-Josef Becker sich den heute veröffentlichten Schritt nicht leicht gemacht hat", sagten die Vorsitzenden des Diözesankomitees, Nadine Mersch und Jan Hilkenbach, laut Pressemitteilung (Freitag). Sie hätten die Nachdenklichkeit des Erzbischofs darüber, wie Verantwortung für aktuelle und zukünftige Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft getragen werden könne, in den vergangenen Jahren deutlich wahrgenommen. "Im Sinne des Erzbischofs und seines Wunsches hoffen wir, dass der Papst dem Rücktrittsgesuch zeitnah entspricht." Die vom Metropolitankapitel angekündigte Beteiligung von Laien bei der Bestellung eines neuen Erzbischofs halten Mersch und Hilkenbach für "das richtige und absolut notwendige Signal".
Hans-Josef Becker ist seit 2003 Erzbischof von Paderborn und trat die Nachfolge seines 2002 verstorbenen Vorgängers, Kardinal Johannes Joachim Degenhardt, an. Der gebürtige Sauerländer absolvierte zunächst ein Studium für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. 1977 wurde er zum Priester geweiht. Nach Stationen in der Gemeindeseelsorge und als Dechant von Lippstadt wechselte er 1995 in die Bistumsverwaltung, 1999 wurde er zum Weihbischof in Paderborn ernannt und im folgenden Jahr geweiht. Als Weihbischof war er als Bischofsvikar für die Priesterfortbildung zuständig. Nach dem Tod Degenhardts leitete Becker bis zu seiner Amtsübernahme als Erzbischof die Erzdiözese als Diözesanadministrator. Deutschlandweit wurde er als "Schulbischof" bekannt; seit 2006 steht er der Kommission Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vor.
Bis zu einer Entscheidung über das Rücktrittsgesuch durch den Papst bleibt Becker im Amt. Bei Rücktritten aus Anlass des Erreichens der vorgesehenen Altersgrenze gilt die ansonsten vorgesehene Frist von drei Monaten, innerhalb derer das Gesuch angenommen werden muss, bevor es verfällt, nicht. Im Motu Proprio "Lernen Abschied zu nehmen" regelte Papst Franziskus 2018, dass Rücktritte beim Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren für Bischöfe, leitende Kuriale und päpstliche Gesandte der Frist aus can. 189 § 3 CIC nicht unterliegen. (fxn/cbr)
10.6., 17.15 Uhr: ergänzt um Reaktion des Diözesankomitees