Gruppe aus Laien soll zusammen mit Domherren Vorschlagsliste erarbeiten

Gläubige wirken an Wahl von neuem Paderborner Erzbischof mit

Veröffentlicht am 21.06.2022 um 16:39 Uhr – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Es wird konkret: Nach dem Rücktrittsangebot von Erzbischof Becker werden Laien die Wahl des nächsten Paderborner Oberhirten mitgestalten. Die genauen Pläne wurden nun vorgestellt – bei manchem Schritt bräuchte es jedoch eine Zustimmung des Vatikan.

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Die Wahl des nächsten Paderborner Erzbischofs können auch Laien mitgestalten. Eine noch zu gründende Gruppe aus 14 Gläubigen werde zusammen mit den 14 Domherren für den Vatikan eine Vorschlagsliste mit Kandidaten erarbeiten, teilte das Erzbistum Paderborn am Dienstag mit. Der Papst schickt dann eine Liste mit drei Namen nach Paderborn zurück. Aus dieser Liste wählt gewöhnlich das Domkapitel den neuen Erzbischof. Sollten sich auch die Gläubigen an dieser Wahl beteiligen dürfen, bräuchte es eine spezielle Zustimmung des Vatikan.

Neun der Gläubigen werden laut Erzbistum aus den Gemeinden kommen und per Los ernannt; drei Personen werden vom Diözesanpastoralrat und je eine Person von der Diözesankonferenz der Katholischen Schulen sowie vom Caritasverband ernannt. Bei einem ersten Treffen mit dem Kapitel soll unter anderem das weitere Vorgehen und das Profil des künftigen Erzbischofs besprochen werden.

Bei einem zweiten Treffen werden laut Angaben die Namensvorschläge gesammelt, die an den Vatikan gehen. Sowohl eine Mehrheit der insgesamt 28 Personen als auch allein eine Mehrheit des Domkapitels muss dieser Liste zustimmen. Dies sei mit Blick auf einen geltenden Staatskirchenvertrag – das Preußenkonkordat – nötig.

Nächste Schritte

Im nächsten Schritt schickt der Papst eine Liste mit drei Namen, die von den eingereichten Vorschlägen abweichen können, zurück nach Paderborn. Nun folgt die Wahl des Erzbischofs normalerweise durch das Domkapitel. Damit sich auch die Gläubigen beteiligen können, müsste Rom das "Päpstliche Geheimnis" auf diese Gruppe ausdehnen. Sie unterläge damit einer Geheimhaltungspflicht. Zudem müsste der neue Erzbischof auch von der Mehrheit des Domkapitels gewählt werden können.

Das Domkapitel erhoffe sich von dem Vorgehen eine möglichst hohe Beteiligung der Gläubigen, hieß es. Der jetzige Erzbischof Hans-Josef Becker begrüße das Vorhaben. Mehr Mitwirkung von Laien an Bischofswahlen fordert auch der Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, der Synodale Weg.

Becker hatte wenige Tage nach seinem 74. Geburtstag und damit relativ früh bekannt gegeben, dass er Papst Franziskus aus Altersgründen seinen Rücktritt angeboten habe"In den vergangenen Monaten habe ich intensiv über diesen Schritt nachgedacht und im Gebet Kraft für diese Entscheidung gesucht", so Becker. Die nächsten großen Aufgaben und kommenden Herausforderungen sollten von jüngeren Generationen in der Leitung der Kirche getragen und gestaltet werden. Katholische Bischöfe sind angehalten, in ihrem 75. Lebensjahr den Amtsverzicht anzubieten. Oft tun sie das kurz vor ihrem 75. Geburtstag. (tmg/KNA)