Generations- wechsel bei den Grünen
"KGE", wie sie innerparteilich oft genannt wird, ist seit Samstag neben Jürgen Trittin Spitzenkandidatin für den Bundestagswahlkampf 2013. Unmittelbar darauf gab sie bekannt, dass sie ihre Kirchen-Ämter als Präses der Synode und damit verbunden als Mitglied des Rates der EKD bis nach der Wahl ruhen lässt.
Göring-Eckardt setzt auf neue Wählergruppen
Die 46-Jährige war von Parteimitgliedern als Spitzenkandidatin ins Gespräch gebracht worden, die sich von ihrer Nominierung eine Attraktivität für neue Wählergruppen versprachen. Gegen Parteichefin Claudia Roth und die Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Renate Künast, gaben ihr viele nur Außenseiterchancen. Doch die grüne Basis tickt offenbar anders: Sie bevorzugten die Theologin aus Thüringen, die eher durch leise Töne und ein gewinnendes Auftreten als durch polarisierende Rhetorik aufgefallen ist. Dies konnte sie nicht zuletzt als Präsidentin des Evangelischen Kirchentags in Dresden 2011, aber auch als Bundestagsvizepräsidentin seit 2005 unter Beweis stellen.
Göring-Eckardt stammt aus Friedrichroda. Zu DDR-Zeiten studierte sie evangelische Theologie und wurde in der immer stärker werdenden Opposition politisiert. 1989 war sie Gründungsmitglied der "Bürgerbewegung Demokratie Jetzt" und später "Bündnis 90", das dann mit den Grünen zusammenging. Seit 1998 ist sie ununterbrochen im Bundestag. In der Grünen-Fraktion war sie erst Parlamentarische Geschäftsführerin, dann von 2002 bis 2005 Vorsitzende. In den 1990er Jahren gehörte sie mit Christa Nickels zu denen, die eine Entspannung des zunächst schwierigen Verhältnisses der Öko-Partei zu den Kirchen bewirkten. Sie ist verheiratet mit einem evangelischen Pfarrer und hat zwei Söhne.
Spitzenkandidatin lässt Kirchenämter ruhen
Als Spitzenkandidatin wird Göring-Eckardt stärker als bisher auf Angriff gehen müssen, auch gegenüber "Glaubensgeschwistern" wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die sie vor wenigen Tagen bei der Synode begrüßen konnte. Wie Trittin strebt sie die Ablösung von Schwarz-Gelb durch eine rot-grüne Koalition an. Es gehe um "Grün oder Merkel", sagte sie nach der Bekanntgabe des Urabstimmungsergebnisses. Zugleich ist zu erwarten, dass sie im Wahlkampf nicht alle Türen zuschlagen wird.
Sollte Göring-Eckardt der nächsten Bundesregierung angehören, wird sie ihre Kirchenämter wohl ganz niederlegen. Für die EKD keine einfache Perspektive im Blick auf das näher rückende Reformationsjubiläum 2017. Zwei Jahre vorher, 2015, wird ein neuer Rat gewählt, in dem aus Altersgründen keiner der jetzt amtierenden Leitenden Geistlichen mehr vertreten sein wird. Göring-Eckardt ist eine von denen, die so über das Jubiläum reden können, dass sie auch außerhalb der Kirche gehört werden. Vertreten wird sie jetzt durch die beiden Vizepräsides der Synode, den frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU), und den rheinischen Oberkirchenrat Klaus Eberl.
Von Norbert Zonker