Antisemitismus und Verschwörungsmythen: Paderborner Pastor entpflichtet
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat den bisherigen Briloner Pastor Frank Unterhalt "nach eingehender kirchenrechtlicher Prüfung" entpflichtet. Gegenüber katholisch.de bestätigte das Erzbistum am Donnerstag einen Bericht der Westfälischen Rundschau, dass der Priester, der durch öffentlich vertretene Verschwörungsmythen und Antisemitismus aufgefallen war, mit Wirkung zum 1. Juli von seinen Ämtern im Pastoralen Raum Brilon entpflichtet wurde. "Ein seelsorglicher Einsatz von Pastor Unterhalt ist seitens des Erzbistums unter den derzeit gegebenen Umständen nicht vorgesehen", betonte die Sprecherin des Erzbistums. Weitere Auskünfte zum Umfang der Sanktionen könne sie nicht hinzufügen. Es handle sich dabei aber entgegen der Darstellung der Westfälischen Rundschau nicht um eine Suspension. Eine Suspension ist eine Beugestrafe, mit der Klerikern einige oder alle Akte der Weihe- und Leitungsgewalt sowie die Ausübung aller oder einiger mit dem Amt verbundener Rechte oder Aufgaben entzogen werden. Gegen die Entpflichtung kann der Priester Rechtsmittel beim Heiligen Stuhl einlegen.
Die von Unterhalt geleitete Gruppierung "Communio Veritatis" sei dem Erzbistum bekannt, erklärte die Sprecherin gegenüber katholisch.de. Über die auf der Webseite der Gruppe benannten Personen hinaus wisse das Erzbistum jedoch nichts von weiteren Mitgliedern der Gruppe. Außer Unterhalt werden auf der Seite ein im Sauerland tätiger Ruhestandsgeistlicher und ein Pater der Missionare von der Heiligen Familie genannt. "Die Gruppierung ist kirchenamtlich nicht anerkannt und somit privat", betonte die Sprecherin. Das Erzbistum Paderborn distanziere sich ausdrücklich von den Veröffentlichungen der Gruppierung, die in keinerlei Auftrag oder Bezug zum Erzbistum Paderborn verfasst würden.
WDR hatte Äußerungen aufgedeckt
Im April hatte das Erzbistum angekündigt, dienst- und kirchenrechtliche Schritte zu prüfen, nachdem das WDR-Magazin "Westpol" über den Priester berichtet hatte. Unterhalt ist Sprecher eines Kreises von angeblich rund einem Dutzend katholischer Priester namens "Communio veritatis" (Gemeinschaft der Wahrheit). Auf dessen Internetseite macht sich der Geistliche Verschwörungstheorien zu eigen, wonach die Corona-Pandemie "dem freimaurerischen Plan der Neuen Weltordnung" entspreche. Das Erzbistum hatte gegenüber dem WDR seine Aussagen zunächst als freie Meinungsäußerungen "aus privater Initiative" bezeichnet. Die Inhalte unterschieden sich von den Haltungen und Meinungen der Bistumsleitung, hieß es.
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller hatte im März auch ein Verbot der von Unterhalt geleiteten Priestergruppe gefordert. Auch wenn der Zusammenschluss nach eigenen Angaben "kein Verein" ist, könne der Erzbischof die beteiligten Priester anweisen, sich daran nicht weiter zu beteiligen und die Selbstbezeichnung "katholisch" untersagen, erläutere Schüller damals auf Anfrage von katholisch.de. Außerdem könne er Priestern verbieten, sich zu bestimmten Themen zu äußern. Eine Berufung auf die bürgerliche Meinungsfreiheit sei in diesem Fall unzulässig, so Schüller. "Zu den klerikalen Standespflichten gehört Gehorsam gegenüber dem Erzbischof", betont Schüller. Durch antisemitische und andere politisch extremistische Aussagen stellten sich die Mitglieder der Priestergruppe auch gegen das Lehramt der Kirche. (fxn)
Ergänzung, 7. Juli 2022: Nach Veröffentlichung teilte das Erzbistum mit, dass es sich nicht um eine Suspension handle. Hinweis auf weitere auf der Webseite der Gemeinschaft genannte Priester ergänzt.