Bischofskonferenz veröffentlicht Zusammenfassung der diözesanen Befragung

Weltsynode: Auch Belgiens Katholiken für Frauenpriestertum

Veröffentlicht am 08.07.2022 um 12:24 Uhr – Lesedauer: 

Brüssel ‐ Was in anderen Zusammenfassungen zum weltweiten synodalen Prozess schon deutlich wurde, zeigt sich nun auch in Belgien: Gläubige fordern eine stärkere Rolle von Frauen in der Kirche. Ihre Nichtzulassung zum Priesteramt ist für viele "realitätsfern".

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Katholiken in Belgien sprechen sich für veränderte Zugangsbedingungen zum Weiheamt in der Kirche aus. "Von allen Seiten kommt der Ruf, das ordinationsgebundene Amt für Frauen und Verheiratete zu öffnen", heißt es in der am Mittwoch von der Belgischen Bischofskonferenz veröffentlichten Zusammenfassung aller Eingaben der diözesanen Phase des weltweiten synodalen Prozesses. Gerade die Gründe für die Nichtzulassung von Frauen zum Priesteramt seien für viele Gläubige "unzureichend, ja mehr noch: Sie erscheinen realitätsfern". Besonders in der jüngeren Generation sei die Ungleichbehandlung von Frauen für viele der Hauptgrund, die Kirche zu ignorieren. An der Befragung nahmen den Angaben zufolge pro Diözese 2.000 bis 4.000 Katholiken teil.

Beklagt werden von den Gläubigen "klerikale und zu hierarchische Strukturen" in der Kirche. Sie wird als "altmodisch, starr und weltfremd" wahrgenommen, insbesondere im Hinblick auf ihre Haltung zu ethischen Fragen und zur Gleichstellung der Geschlechter. Viele Teilnehmer äußerten gemäß der Zusammenfassung das Anliegen, dass die Kirche "eine erneuerte und zeitgemäße Sprache verwendet und auf schuldbehaftete und moralisierende Ausdrücke verzichtet". Zudem wünschten sie sich angepasste, lebendige, einladende, besser vorbereitete und geleitete Liturgien, "in denen jeder seinen Platz findet und sich einbezogen fühlt".

Glaubwürdigkeit wiederherstellen

Insgesamt gelte es, die Glaubwürdigkeit der Kirche und das Vertrauen in sie wiederherzustellen. "Gläubige und Geistliche fordern eine transparente Politik und kohärente Entscheidungen." Auch die Kommunikation der Kirche müsse überprüft werden, um sie plausibel zu machen. "Wir müssen uns bemühen, die Frohe Botschaft in den konkreten Kontext unserer Gesellschaft zu übersetzen und zu interpretieren." Dennoch hielten diese Bedenken die Menschen nicht davon ab, "ihre aufrichtige Liebe zur Kirche zum Ausdruck zu bringen". Für viele sei sie "ein Ort der Geborgenheit und der Hoffnung, ein Ort der Gastfreundschaft."

Die Ergebnisse des synodalen Prozesses der Kirche Belgiens decken sich mit den bereits veröffentlichten Rückmeldungen aus anderen westeuropäischen Ländern. So ergab eine Analyse der Zusammenfassungen der 26 (Erz-)Diözesen Irlands, dass 96 Prozent der befragten Katholiken die Ordination von Frauen befürworten. 85 Prozent äußerten ihre Sorgen über die Ausgrenzung von LGBTIQ-Personen in der Kirche sowie die kirchliche Einstellung und Sprache ihnen gegenüber. Fast 70 Prozent wünschten eine stärkere Beteiligung von Laien an der Entscheidungsfindung der Kirche. Ähnliche Reformforderungen gibt es auch im Bericht aus der Schweiz, in der Zusammenfassung der Bischofskonferenz von England und Wales und aus den Zusammenfassungen aus vielen deutschen Diözesen.

Zur Vorbereitung der Weltbischofssynode 2023 zum Thema Synodalität hat der Papst die gesamte Kirche zu einem weltweiten synodalen Prozess aufgerufen. Im vergangenen Oktober startete Franziskus die erste, diözesane Phase des Prozesses und rief dabei alle Gläubigen dazu auf, sich an den Umfragen und Aktionen zu beteiligen. Bis Mitte August müssen die einzelnen Bischofskonferenzen ihre maximal zehnseitigen Zusammenfassungen nach Rom schicken. (mal)