Ein "ganz normaler Jesuit": Philipp Jeningen wird seliggesprochen
Erstmals wird im Bistum Rottenburg-Stuttgart ein Mensch selig gesprochen und damit als Vorbild im Glauben und christlichen Leben geehrt. Am Samstag will der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich als Gesandter von Papst Franziskus in der Ellwanger Basilika Sankt Vitus das Leben und Wirken des Jesuiten Philipp Jeningen (1642-1704) ehren.
Bis heute tief in der Volksfrömmigkeit verwurzelt ist das Andenken an den Volksmissionar im Virngrund, einer Landschaft im Osten Baden-Württembergs zwischen Schwäbisch Hall und dem Nördlinger Ries. In den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), einer der brutalsten und blutigsten Auseinandersetzungen in der europäischen Geschichte, kümmerte sich der Jesuit um die gebeutelten Bauern, spendete Sakramente und pflegte selbst einen streng asketischen Lebensstil.
Indes gibt es in Jeningens Leben nicht die große Tat, das berühmte Werk oder die bekannte Entdeckung; vielmehr machte ihn sein ganzes, den Menschen zugewandtes Leben beliebt. Bis heute liegen an seinem Grab in der Liebfrauenkapelle der Kirche in Ellwangen häufig Blumen, und Christen zünden Gedenkkerzen an. Im Volksmund heißt Jeningen bis heute "der gute Pater Philipp".
"Der gute Pater Philipp"
"Er tat das Gewöhnliche mit außergewöhnlicher Hingabe", sagt der Ulmer Jeningen-Experte, der Theologe Wolfgang Steffel. Der "letztlich ganz normale Jesuit" stehe in der Region "für das Bild vom guten Menschen" und sei bis heute in den Herzen lebendig.
Jeningen kam in Eichstätt zur Welt und trat mit 21 Jahren in den Jesuitenorden ein. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie wollte er wie sein Ordensvorbild Franz Xaver in Asien missionieren – doch der Orden entschied anders. Jeningen blieb sein gesamtes Leben in der Region um die heutige Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg, in der eine ganze Reihe Straßen und Plätze nach ihm benannt ist.
Den Seligsprechungsprozess beantragten sein Orden, das Bistum Rottenburg-Stuttgart und die Bischofskonferenz schon 1920 – also vor mehr als einem Jahrhundert. 1989 stellte der Vatikan offiziell den für eine Seligsprechung nötigen "heroischen Tugendgrad" fest, womit Jeningen als "ehrwürdiger Diener Gottes" bezeichnet werden durfte. Für die Seligsprechung fehlte aber ein Wunder. Ein solches Geschehen aus den 1980er Jahren wurde von einem Rottenburger Kirchengericht untersucht und zur Prüfung nach Rom übersandt.
Ein erforderliches Wunder
Demnach war ein Mann so schwer krank, dass Ärzte ihm keine Chance mehr gaben. Dass er heute lebt, halten die Mediziner für unerklärlich. Die Angehörigen hatten bei ihren Gebeten auf die Fürsprache von Pater Philipp gesetzt. Öffentlich äußern mag sich der Gesundete nicht. Aber Papst Franziskus überzeugten die unter Beteiligung von Ärzten verfassten Einschätzungen aus Rottenburg und Rom – und er erkannte im Juni des Vorjahres die Heilung als Wunder an.
Damit war der Weg zur Seligsprechung frei. In Corona-Zeiten dauerte es aber noch einmal ein ganzes Jahr, bis die Pläne zur feierlichen Seligsprechung feststanden. Dass sie jetzt in Ellwangen stattfindet, ist Folge einer Änderung, die Papst Benedikt XVI. einführte. Weil Selige im Gegensatz zu Heiligen in der katholischen Kirche nur regional verehrt werden können, sollte die Auszeichnung Seliger öffentlich auch dort erfolgen, wo die Verehrung ihren stärksten Ausdruck findet, in diesem Fall also in Württemberg.
Ein im Gottesdienst verlesenes päpstliches Dokument will zum Ausdruck bringen, dass die ganze Kirche hinter der Seligsprechung steht. Geplant ist am Festwochenende auch ein Gottesdienst an der zwei Kilometer entfernten Wallfahrtskirche Schönenberg, für deren Bau sich der Marien-Verehrer Jeningen eingesetzt hatte. Alles ganz schlicht und einfach – wie Pater Philipp.