Papst in Kanada eingetroffen – Begegnung mit Indigenen
Papst Franziskus ist am Sonntag zu einem Besuch in Kanada eingetroffen. Um kurz nach 11 Uhr Ortszeit landete die Maschine aus Rom in Edmonton. Am Flughafen wurde das katholische Kirchenoberhaupt von Kanadas Generalgouverneurin Mary May Simon, Premierminister Justin Trudeau und Grand-Chief George Arcand begrüßt. Im Zentrum der 37. Auslandsreise des Papstes stehen Gespräche mit Indigenen-Vertretern. Edmonton, Hauptstadt der Provinz Alberta, ist die erste Station der sechstägigen "Buß-Reise", wie sie Franziskus während des Fluges vor Journalisten nannte.
In sogenannten Residential Schools wurden im 19. und 20. Jahrhundert indigene Kinder ihrer Kultur beraubt, misshandelt und auch missbraucht. Für die Beteiligung der katholischen Kirche, die eine Vielzahl dieser Internate betrieb, fordern Indigene eine päpstliche Entschuldigungsbitte auf kanadischem Boden, aber auch weitere Schritte. Nach Edmonton sind Quebec und Iqaluit am Nordpolarmeer Stationen der bis Freitag dauernden Reise.
Franziskus, der wie in den vergangenen Wochen wegen eines Knieleidens einen Rollstuhl benutzte, wurde nach der Ankunft unter anderem von Indigenenvertretern begrüßt, von denen einige in ihrer Kindheit selbst noch in katholischen Residential Schools untergebracht waren. Grand-Chief Arcand sagte nach der Zeremonie im kanadischen Fernsehen: "Ich hoffe, dass dieser Tag den Beginn einer Veränderung markiert, wie Dinge gehandhabt werden." Von der Kirche erwarte er, dass sie sich zum Anwalt für die Anliegen der Indigenen mache.
Beim Besuch mehrerer indigener Delegationen im März hatte der Papst bereits in Rom um Vergebung gebeten. Er hoffe, dass sein Besuch in Kanada zu dem bereits begonnenen Weg der Versöhnung beitragen könne, so Franziskus am Sonntag. Nach der Begrüßung in Edmonton begab sich Franziskus in das örtliche Priesterseminar, wo er sich für den Rest des Tages von dem zehnstündigen Flug erholt.
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Während des Fluges hatte Franziskus sich auch zu Fragen der mitreisenden Journalisten geäußert. Auf eine Frage nach dem angebotenen Rücktritt des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki wiederholte er seine Antwort aus einem kürzlich veröffentlichten Interview. Solch eine Entscheidung könne nicht unter Druck getroffen werden. "Wir werden sehen", so der Papst. Eine mögliche Reise in die Ukraine bestätigte Franziskus weiterhin nicht. Den Wunsch dazu hatte er zuvor mehrfach geäußert.
Vorher hatte Franziskus mit den Journalisten das sonntägliche Angelus-Gebet gebetet und an den Welttag der Großeltern und alten Menschen erinnert, den die katholische Kirche an diesem Sonntag begeht. Junge Menschen müssten in Kontakt mit ihren Großeltern, ihren Wurzeln bleiben, so der 85-Jährige. Nicht um dort zu verharren, sondern um zu wachsen. Etwa wie ein Baum, der seine Stärke aus den Wurzeln ziehe.
Am Montag fährt der Papst zunächst in das 100 Kilometer entfernte Maskwacis. Dort besucht er eine der ehemaligen Internatsschulen sowie einen Friedhof, auf dem Schulkinder beerdigt wurden. Bei einem anschließenden Treffen mit Vertretern der First Nations, Metis und Inuit hält Franziskus seine erste Ansprache. Nachmittags ist in einer Kirche in Edmonton ein weiteres Treffen mit Indigenen geplant. (KNA)