Welby: Viele Anglikaner sehen Papst als Vater der westlichen Kirche
Der Ehrenprimas der Anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby, ist unzufrieden mit dem Dialog mit anderen christlichen Kirchen. "Ökumene ist eine der größten Herausforderungen", sagte er am Mittwoch vor Journalisten in London. "Ich mache diesen Job nun neuneinhalb Jahre, und ich muss sagen: Ich schäme mich sehr, dass wir noch keine größeren Fortschritte gemacht haben."
Die Kirchen hätten sich in den etwa 500 Jahren seit der Reformation an die Trennung (habits of separation) gewöhnt. "Und es ist auch ein Teil unserer Philosophie, individuell und autonom zu sein", so der Erzbischof von Canterbury. Es brauche einen frischen Anlauf, um das, was oft als "ökumenischer Winter" bezeichnet werde, zu beenden.
Die Church of England und der Papst
"Viele Menschen der Church of England sehen den Papst zwar nicht als jemanden, der hier rechtliche Autorität hat, aber doch als Vater der westlichen Kirche", so Welby weiter. Eine ursprünglich für Juli geplante gemeinsame Südsudan-Reise mit Franziskus werde nachgeholt, sobald der Gesundheitszustand des katholischen Kirchenoberhaupts es zulasse. Der Besuch war wegen akuter Knieprobleme das Papstes abgesagt worden.
Wichtig sei auch, Fortschritte mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu erzielen, betonte Welby. "Ich hoffe, dass wir das Treffen des Ökumenischen Rats der Kirchen in Karlsruhe im September nutzen können, um näherzurücken und die Dinge zu ändern", so der anglikanische Erzbischof, der wie Franziskus seit 2013 im Amt ist. "Aber ich muss bekennen, dass ich überhaupt nicht stolz darauf bin, was von mir in diesem Punkt erreicht worden ist." (KNA)