Regierungskritischer Bischof Álvarez in Nicaragua festgenommen
Polizeikräfte in Nicaragua haben am Freitag das Bischofshaus von Matagalpa gestürmt und den regierungskritischen Diözesanbischof Rolando Álvarez festgenommen. Laut übereinstimmenden Medienberichten brach die Polizei in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) das Tor zu dem Kirchengebäude auf. Neun Personen, unter ihnen mehrere Geistliche und auch Bischof Álvarez, seien danach in einem Autokonvoi weggebracht worden. Über den aktuellen Aufenthaltsort wurde vorerst nichts bekannt.
Das Schicksal des Bischofs, der ins Visier des Ortega-Regimes in Nicaragua geraten ist, sorgt seit Tagen international für Aufsehen. Álvarez harrte seit mehr als zwei Wochen in seinem Bischofshaus aus, wo er von der Polizei unter Hausarrest gestellt worden war. Ein Bild, auf dem zu sehen ist, wie er auf Knien für die bewaffneten Polizisten um Barmherzigkeit bittet, ging um die Welt. "Wir müssen dem Hass mit Liebe begegnen, der Verzweiflung mit Hoffnung", sagte Álvarez in einem auf verschiedenen Social-Media-Plattformen veröffentlichten Video.
Dem 55-jährigen wird von den Behörden vorgeworfen, in Kontakt mit "gewalttätigen Gruppen" zu stehen, die "Hassverbrechen gegen die Bevölkerung verüben wollen", um damit "den Staat Nicaragua zu destabilisieren sowie Verfassungsorgane zu attackieren", wie die Polizei Anfang August mitteilte.
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Zuvor hatte Álvarez öffentlich gegen die Schließung mehrerer katholischer Radiostationen in seinem mittelamerikanischen Heimatland protestiert. Auch wenn die Regierung des Präsidentenpaares Daniel Ortega und Rosario Murillo die Stationen schließe, könnten sie damit "nicht die Stimme Gottes zum Schweigen bringen", so der Geistliche.
Die Festnahme des Bischofs bedeutet eine weitere Eskalation im Konflikt zwischen Staat und Kirche in Nicaragua. Seit Jahren kritisieren zahlreiche Kirchenvertreter die Menschenrechtsverletzungen der sandinistischen Regierung. Die wiederum reagiert mit drastischen Maßnahmen, lässt immer wieder Gotteshäuser umstellen, Geistliche und Gläubige einschüchtern.
Kritische Medien mutmaßten zuletzt, die Regierung Ortega könnte versuchen, Papst Franziskus zu zwingen, Álvarez ins Exil abzuberufen. So war es bereits 2019 im Fall des Weihbischofs von Managua, Silvio Baez (64), geschehen. (KNA)