Predigt zur Seligsprechung von Johannes Paul I.

Papst: Populisten tarnen sich als "Heilsbringer" in Krisenzeiten

Veröffentlicht am 04.09.2022 um 11:57 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Populisten nutzen vor allem Krisenzeiten, um sich als Heilsbringer aufzuspielen, kritisiert Papst Franziskus. In Wirklichkeit wollten sie aber nur ihr Ansehen und ihre Macht vergrößern. Franziskus verweist dagegen auf die Natur Gottes.

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Papst Franziskus hat erneut vor Populisten gewarnt. Diese nutzten mit "Geschick und List" gerade Krisenzeiten aus, "indem sie die Ängste der Gesellschaft missbrauchen und versprechen, sie seien die 'Heilsbringer'", sagte er in seiner Predigt am Sonntag auf dem Petersplatz. Statt die Probleme zu beheben, wollten sie aber "in Wirklichkeit ihr eigenes Ansehen und ihre eigene Macht vergrößern", so Franziskus bei der Seligsprechung von Papst Johannes Paul I. (1912-1978), der nach nur 33 Tagen im Amt an Herzversagen starb.

Weiter sagte Franziskus mit Blick auf das Agieren von Populisten, es seien "Wutgefühle oder Angst vor etwas, das unsere Zukunft bedroht, die uns verletzlicher werden lassen". Das führe dazu, dass wir "uns von Gefühlen mitreißen" lassen und uns dann "auf der Welle der Emotionen" auf Populisten verlassen.

Gott wolle nicht mit Täuschungen betören

Gott hingegen nutze die Nöte und Schwächen der Menschen nicht, "um sich selbst zu erhöhen". Er wolle nicht mit "Täuschungen betören und auch keine billigen Freuden anbieten", sei "nicht an riesigen Menschenmassen interessiert", so Franziskus weiter. Er huldige nicht den Zahlen, suche nicht nach Konsens, sei "kein Götzendiener des persönlichen Erfolgs". Im Gegenteil scheine es Gott "zu beunruhigen, wenn die Menschen ihm mit Euphorie und leichtfertiger Begeisterung folgen".

"Anstatt sich von der Faszination der Popularität beeindrucken zu lassen, bittet er alle, die Gründe für ihre Nachfolge und die damit verbundenen Konsequenzen sorgfältig zu prüfen", führte der Papst aus. Viele seien Jesus vielleicht nur deshalb gefolgt, "weil sie hofften, dass er ein Führer sei, der sie von ihren Feinden befreien würde", oder "der durch Wunder die Probleme von Hunger und Krankheit lösen würde".

So könne sich "hinter einem perfekten religiösen Auftreten die bloße Befriedigung der eigenen Bedürfnisse verbergen", so das Kirchenoberhaupt. Etwa der Wunsch, "alles zu kontrollieren, die Lust, Räume zu besetzen und Privilegien zu erhalten, das Streben nach Anerkennung und vieles mehr". Dies könne so weit gehen, "dass man Gott für all das instrumentalisiert". Dies passiere auch heute unter Christen. "Aber das ist nicht der Stil Jesu. Und das darf auch nicht der Stil des Jüngers und der Kirche sein", forderte Papst Franziskus. (KNA)