Keine gravierenden Hinderungsgründe

Bischof Feige offen für ÖRK-Beitritt der katholischen Kirche

Veröffentlicht am 07.09.2022 um 13:24 Uhr – Lesedauer: 

Karlsruhe/Köln ‐ Derzeit tagt die Vollversammlung des Weltkirchenrats in Karlsruhe. Die katholische Kirche ist kein Mitglied des ÖRK – noch nicht: DBK-Ökumenebischof Gerhard Feige sagt, wieso er sich das gut vorstellen könnte.

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Der katholische Ökumenebischof Gerhard Feige zeigt sich offen für einen Beitritt der katholischen Kirche zum Weltkirchenrat (ÖRK). Ein Beitritt wäre "sicher nicht einfach, sonst wäre es längst geschehen", sagte Feige am Mittwoch dem Kölner Internetportal "domradio.de". "Aber ich sehe es theoretisch jedenfalls als möglich an." Er erkenne keine gravierenden Hinderungsgründe, so Feige. Der ÖRK sei schließlich keine "Überkirche", jedes Mitglied könne seine eigene Prägung behalten.

Zugleich beschrieb er das aktuelle Miteinander von ÖRK und katholischer Kirche als gut. "Es gibt eine gute Vernetzung, es gibt eine gute Beteiligung, eine gemeinsame Arbeitsgruppe. Und in einer Kommission, nämlich für Glauben und Kirchenverfassung, ist die katholische Kirche direktes Mitglied, nicht nur Gast und Beobachter."

Dem ÖRK gehören weltweit 350 christliche Kirchen und Religionsgemeinschaften an. Die katholische Kirche ist kein Mitglied, aber dem 1948 gegründeten Gremium eng verbunden. Noch bis Donnerstag tagt die ÖRK-Vollversammlung erstmals in ihrer Geschichte in Deutschland.

Welby: Kirchen können sich Luxus der Trennung nicht mehr leisten

Der Ehrenprimas der Anglikaner, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, rief die Christen der Welt unterdessen eindrücklich zur Einheit auf. In einer Zeit der weltweiten Krise könnten sie sich den "Luxus der Trennung" nicht länger leisten, sagte Welby am Mittwoch in Karlsruhe vor der ÖRK-Vollversammlung. "Die Zeit des ökumenischen Winters ist vorbei", fügte er hinzu. Es gebe eine "Ökumene des Leidens", denn vielerorts würden Menschen getötet, "weil sie Christen sind", nicht weil sie einer bestimmten Konfession angehörten.

Welby sagte, ökumenische Einheit bedeute nicht Uniformität, sondern Einheit in Vielfalt. Vor Journalisten erläuterte der Erzbischof: "Wir müssen lernen, einander die Füße zu waschen, und nicht, Anweisungen zu erteilen."

Der Sekretär des Vatikanischen Einheits-Dikasteriums, Bischof Brian Farrell, sagte, die jahrzehntelange Zusammenarbeit der katholischen Kirche mit dem ÖRK sei inzwischen zu einer Partnerschaft geworden. Die nächste große Herausforderung werde darin bestehen, nicht nur nach Gemeinsamkeiten der verschiedenen Konfessionen zu suchen, sondern die Unterschiede näher zu betrachten und zu erkennen, ob sie kirchentrennend seien oder nicht. Dies könne die ökumenischen Beziehungen vertiefen. (tmg/KNA)