Gemischte Reaktionen nach Vollversammlung des Synodalen Wegs
In ersten Reaktionen auf die vierte Synodalversammlung des Synodalen Wegs wechseln sich Lob und Kritik ab. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) forderte systemische Veränderungen in der Kirche und mehr Reformbereitschaft der Deutschen Bischofskonferenz. Die auf den Weg gebrachten Reformen seien "kleine aber wichtige Schritte", doch bisher seien kaum systemische Änderungen angestoßen wurden, die Missbrauch in der katholischen Kirche wirksam verhindern könnten. Außerdem gebe es eine "Verweigerungshaltung" einiger Bischöfe, die ihre Amtsmacht ausnutzten, "um weiter zu blockieren". Einige Bischöfe hätten "leider nicht erkennen lassen, dass sie gewillt sind die Systeme so zu verändern, dass Missbrauch nicht mehr ermöglicht wird". Neben der "Ohrfeige" der Ablehnung des Grundtextes zur Sexualethik seien andere beschlossene Texte zu Frauen, Homosexualität und zum Arbeitsrecht "Hoffnungszeichen", so der BDKJ-Bundesverband weiter. Zugleich bekräftigte er seine Forderung, junge Menschen stärker am katholischen Reformprozess zu beteiligen.
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) zog ebenfalls ein gemischtes Fazit: Das Scheitern des Reformtextes zur Sexualmoral habe "fassungslos" gemacht. Danach aber sei es möglich geworden, offen und ehrlich miteinander zu diskutieren und zu wegweisenden Beschlüssen zu kommen. Froh und erleichtert sei die kfd, dass der Grundtext zu "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" beschlossen wurde: "Wir erhoffen uns hier von Rom ein Überdenken der bisherigen Regelungen zum Priesteramt." Auch die große Zustimmung zu den Handlungstexten zu Homosexualität und Arbeitsrecht seien "eine wichtige Grundlage für weitere Veränderungen in unserer Kirche".
"Wir sind Kirche": Versammlung als "Abbild der dramatischen innerkirchlichen Situation"
Die Initiative "Wir sind Kirche" bewertete die Versammlung als "Abbild der dramatischen innerkirchlichen Situation". Der Prozess habe vor dem Scheitern gestanden nach dem "höchst enttäuschenden Abstimmungsverhalten einer Minderheit der Bischöfe beim Grundtext des Sexualitätspapiers". Weiter erklärte die Initiative: "Erschreckend waren die teils schlichte Argumentation und nicht zu übersehende Polarisierung innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz wie auch die Verweigerung vieler Bischöfe und Weihbischöfe, sich vor der Synodalversammlung wie auch hier in Frankfurt an der inhaltlichen Debatte zu beteiligen." Die Bischöfe müssten ihre Arbeit innerhalb des Synodalen Weges "zukunftsorientiert zum Wohl der Kirche" fortsetzen, denn das Projekt sei "wohl die letzte Chance, dem massiven Glaubwürdigkeitsverlust der Kirchenleitung und den massenhaften Kirchenaustritten zu begegnen".
Die Synodalversammlung des 2019 gestarteten Reformprozesses war am Samstagnachmittag nach dreitägigen Beratungen in Frankfurt am Main zu Ende gegangen. Bei dem Treffen stimmten die Delegierten über mehrere Texte ab. Unter anderem sprach sich die Versammlung am letzten Tag für die Schaffung eines Synodalen Ausschusses aus. Dieser soll die Gründung eines "Synodalen Rats" vorbereiten, in dem Bischöfe, Priester und Laien künftig gemeinsam über kirchliche Grundsatzfragen und über die Verwendung von Finanzmitteln beraten und entscheiden sollen. Das Präsidium des Synodalen Wegs zeigte sich erleichert über den Ausgang. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte zum Abschluss: "Es war eine kräftezehrende Vollversammlung, aber wir haben viel geschafft." (stz/KNA)