"#OutInChurch" fordert von Bischöfen eine "Koalition der Willigen"
Bei der Initiative "#OutInChurch" macht sich nach der jüngsten Vollversammlung des Reformprozesses Synodaler Weg Ernüchterung breit. Dass die Bischöfe ein Grundlagenpapier zur Erneuerung der kirchlichen Sexualmoral scheitern ließen, sei erneut ein "Schlag ins Gesicht" gewesen, hieß es seitens der Initiative bei einem Online-Pressegespräch am Montag. Die Bischöfe, die dem Text zugestimmt haben, müssten nun eine "Koalition der Willigen" bilden.
Das Vertrauen in die Bischöfe sei nach der Versammlung "nachhaltig nicht nur gestört, sondern auch zerstört", hieß es. Die Bischöfe müssten die Anliegen queerer Menschen nun "aktiv" und "ohne Hinterzimmerpolitik" verteidigen. Dass nach dem Nein zu dem Grundlagenpapier weitere Texte durchgegangen seien, sei nur ein schwacher Trost: "Was sind diese Handlungstexte eigentlich substanziell wert, wenn sie keine grundlegende Basis haben?" Scharfe Kritik übte "#OutInChurch" an jenen Bischöfen, die sich vorab nicht in die Debatten um die Texte eingebracht hatten.
Auch legte die Initiative den reformwilligen Bischöfen nahe, einen "Plan B" zu entwickeln. Jeder Bischof könne und müsse im Rahmen seiner Möglichkeiten Rechtssicherheit für queere Menschen im eigenen Bistum schaffen. Die Initiative kündigte zudem an, selbst einen Brief an den Papst zu verfassen und ihn um eine Änderung des Katechismus zu bitten.
"Maria 2.0" spricht von "klerikalem Machtmissbrauch"
Auch die Reforminitiative "Maria 2.0" kritisierte das Scheitern des Grundtextes zur Sexuallehre an einer Sperrminorität der Bischöfe und bezeichnete das Vorgehen als "klerikalen Machtmissbrauch". 83 Prozent aller Synodalen und 61 Prozent der Bischöfe hatten für das Papier votiert. "Wir möchten die synodalen Laien ermutigen und bestärken, weiterhin für notwendige Reformen einzustehen und wichtige Ziele des Synodalen Weges nicht um des Zusammenbleibens willen aufzugeben", hieß es weiter.
Im Rahmen der Initiative "#OutInChurch" hatten sich im Januar rund 125 Mitarbeiter und Mitglieder der katholischen Kirche öffentlich als queer geoutet, also etwa als homosexuell oder transgender. Sie forderten unter anderem eine Überarbeitung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen der Kirche, damit zum Beispiel in einer homosexuellen Partnerschaft lebende Beschäftigte keine Kündigung mehr fürchten müssen. Die Reformbewegung stieß damit eine deutschlandweite Debatte zur Situation queerer Menschen in der katholischen Kirche an.
Der Synodale Weg verabschiedete bei seiner Vollversammlung mit großer Mehrheit ein entsprechendes Papier zur Liberalisierung des kirchlichen Arbeitsrechts. Die Stoßrichtung deckt sich mit den bereits seit Längerem laufenden Reformbestrebungen der Bischöfe. Ein Entwurf der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zur Novellierung der Grundordnung liegt inzwischen vor. (tmg/KNA)
12.9., 15:25 Uhr: Ergänzt um "Maria 2.0".