Synodalität brauche führungs- und meinungsstarke Bischöfe

Norpoth: Bischofsamt nach Synodalversammlung in tiefer Krise

Veröffentlicht am 13.09.2022 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Mehr als ein Drittel der Bischöfe stimmte anonym gegen den Grundsatztext zu Sexualität, in namentlichen Abstimmungen verfehlte kein Papier das nötige Quorum. Betroffenen-Sprecher Johannes Norpoth vermisst Bischöfe, die zu ihren Positionen stehen.

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Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Johannes Norpoth, sieht das Bischofsamt nach der vierten Synodalversammlung in einer tiefen Krise. In einem Beitrag für das Online-Magazin "Kirche und Leben" (Dienstag) bezeichnete Norpoth die Ablehnung des Grundtextes zur Sexualethik durch eine Sperrminorität unter den Bischöfen als Versuch einer Machtdemonstration: "Keine inhaltliche und transparente Auseinandersetzung mit dem Diskussionsgegenstand, dafür aber ein Basta in der Abstimmung." Dass danach bei namentlichen Abstimmungen die nötigen Zweidrittelmehrheiten erreicht wurden, sieht Norpoth als Krisensymptom. "Grundsätzliche Entscheidungen werden davon abhängig gemacht, ob die eigene Position zu einem bestimmten Thema transparent in der Öffentlichkeit dargestellt wird", so der Sprecher des Betroffenenbeirats. Bestehe die Gefahr, die eigene Entscheidung rechtfertigen zu müssen, folge man nicht mehr der eigenen Überzeugung, sondern "vermeidet möglichst einen öffentlichen Diskurs durch ein anderes Abstimmungsverhalten".

Das sei des bischöflichen Hirtenamts nicht würdig und konterkariere alle Ansätze für eine synodale Kirche, betonte Norpoth: "Es diskreditiert die Bischöfe, die losgelöst vom Abstimmungsmodus eigene Positionen nachvollziehbar äußern und sich intensiv in die Auseinandersetzung einbringen, auch wenn die eigene Position nicht der Mehrheit entspricht." Synodalität brauche "führungs- und meinungsstarke Bischöfe, die mit der ihnen übertragene Macht und Kompetenz zum Wohl der Kirche UND der Menschen in ihr umzugehen wissen". Die Zeit der Kleriker, die sich hinter der apostolischen Hierarchie verstecken, sei seit Frankfurt endgültig vorbei, so Norpoth weiter.

Bei der vierten Synodalversammlung scheiterte das Grundsatzpapier des Synodalforums "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft" in zweiter Lesung an der Sperrminorität der Bischöfe. Während 82,8 Prozent der anwesenden Synodalen insgesamt für den Text gestimmt hatten, stimmten von den anwesenden Bischöfen 38,9 Prozent dagegen. Die Abstimmung erfolgte im Gegensatz zu den folgenden nicht namentlich, so dass das Stimmverhalten der einzelnen Bischöfe nur aus ihren Äußerungen ersichtlich ist. Für Beschlüsse sieht die Satzung des Synodalen Wegs eine doppelte Zweidrittelmehrheit der gesamten Versammlung sowie unter den Bischöfen vor. Bei den folgenden Abstimmungen wurde das nötige Quorum durchweg erreicht. (fxn)