Kritik an zunehmender Unterdrückung der katholischen Kirche in Nicaragua

EU-Parlament fordert Freilassung von verhaftetem Bischof

Veröffentlicht am 16.09.2022 um 11:39 Uhr – Lesedauer: 

Straßburg ‐ Vor gut einem Monat wurde Bischof Rolando Alvarez wegen seiner Regierungskritik in Nicaragua verhaftet. Nun schaltet sich das Europäische Parlament ein – und fordert mehr als nur die Freilassung des Geistlichen.

  • Teilen:

Das Europäische Parlament hat die Verhaftung des katholischen Bischofs Rolando Alvarez in Nicaragua aufs Schärfste verurteilt und seine sofortige Freilassung sowie die aller anderen willkürlich Inhaftierten verlangt. In einer am Donnerstag in Straßburg mit breiter Mehrheit angenommenen Resolution bedauerten und verurteilten die Abgeordneten eine zunehmende Unterdrückung der katholischen Kirche sowie von Vertretern der Opposition, Menschenrechtsverteidigern, Journalisten und anderen Gruppen der Zivilgesellschaft. Dabei verwiesen sie auch auf die Ausweisung des päpstlichen Botschafters Erzbischof Waldemar Stanislaw Sommertag im März und auf zahlreiche weitere Repressionen gegen Mitglieder der katholischen Kirche.

Das Parlament forderte das Regime von Daniel Ortega auf, internationale Organisationen wie die Interamerikanische Menschenrechtskommission und Vertreter der Vereinten Nationen umgehend zur Überwachung der Menschenrechtslage ins Land zu lassen und einen nationalen Dialog zur Lösung der Krise in dem Land zu beginnen. Im Rahmen eines Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Zentralamerika müsse Nicaragua "die Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit, der Demokratie und der Menschenrechte achten und konsolidieren". Angesichts der Lage verlangten die Abgeordneten höheren diplomatischen Druck sowie eine Untersuchung durch den Internationalen Strafgerichtshof.

In der seit 2018 andauernden wirtschaftlichen und politischen Krise Nicaraguas kritisierte die katholische Kirche immer wieder staatliche Menschenrechtsverletzungen. Die autoritäre Regierung Ortega bezeichnete Bischöfe dafür als "Terroristen" und "Putschisten". Alvarez war vor gut einem Monat verhaftet worden, nachdem er zuvor unter Hausarrest gestellt worden war. Auch die Union-Bundestagsfraktion forderte die Freilassung des Bischofs. "Die Feindseligkeiten der nicaraguanischen Regierung gegen die katholische Kirche sind für uns untragbar", hieß es. Kritik gab es an der zurückhaltenden Reaktion von Papst Franziskus. (tmg/KNA)