Nachdem eine zunächst geplante Begegnung im Juni nicht stattfand

Moskauer Patriarchat zu möglichem Treffen mit Papst: Vatikan ist am Zug

Veröffentlicht am 18.09.2022 um 16:20 Uhr – Lesedauer: 

Moskau ‐ "Jetzt ist der Vatikan am Zug": Nach den geplatzten Treffen zwischen Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill in Kasachstan sieht die russisch-orthodoxe Kirche für eine mögliche Begegnung nun Rom in der Verantwortung.

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Nach den geplatzten Treffen zwischen Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill sieht die russisch-orthodoxe Kirche nun Rom in der Verantwortung. "Jetzt ist der Vatikan am Zug", sagte der Außenamtschef des Moskauer Patriarchats, Metropolit Antonij, am Wochenende der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Der Heilige Stuhl habe die Vorbereitungen für eine für Juni im Nahen Osten geplante Begegnung gestoppt und seither keine Initiative ergriffen. Der Vatikan habe "nichts unternommen, um sicherzustellen, dass ein solches Treffen in Kasachstan stattfinden kann".

Franziskus und Kyrill I. waren vorige Woche in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan auch deshalb nicht zusammengekommen, weil der Patriarch seine Teilnahme am dortigen Weltkongress der Religionen abgesagt hatte. Ein Treffen müsse ähnlich sorgfältig vorbereitet werden wie die erste Begegnung von Kyrill und Franziskus 2016 in Kuba, so Antonij. "Das Ergebnis sollte ein wichtiges, ertragreiches Dokument sein, eine gemeinsame Erklärung." Es solle kein Treffen am Rande eines Kongresses sein. Der Metropolit unterstrich, der Kontakt zwischen dem Papst und dem Patriarchen könne "in der gegenwärtigen schwierigen Weltlage wichtig und nützlich sein". Als Ort für eine zweite Zusammenkunft der beiden komme Jerusalem infrage. Franziskus ist nach eigenen Worten zu einem Treffen mit Kyrill bereit.

Kyrill I. sorgte wiederholt für Empörung

Der Moskauer Patriarch sorgte mit Äußerungen auf Linie von Kreml-Chef Wladimir Putin wiederholt für Empörung. Kyrill I. versuchte wiederholt, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen. Mitte März hatte er dem Chef der dort kämpfenden Nationalgarde bei einem Gottesdienst eine Marien-Ikone geschenkt.

In einem Interview, das im Juni veröffentlicht wurde, erklärte Papst Franziskus, eine Begegnung mit dem Moskauer Patriarchen in Jerusalem sei einvernehmlich abgesagt worden – aus Sorge, dass es "zum größten Teil missverstanden" worden wäre. Zugleich nutzt der Papst jede Gelegenheit, um den "irrsinnigen Krieg" und dessen Profiteure zu kritisieren. Kyrill warf er in einem Interview indirekt vor, dieser sei auf dem Weg, "Putins Messdiener" und "Staatskleriker" zu werden. 2016 hatten sich Franziskus und Kyrill im Flughafen der kubanischen Hauptstadt Havanna umarmt und den Wunsch nach einer stärkeren Zusammenarbeit betont. Es war die erste Begegnung der Oberhäupter der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche in der Geschichte. (KNA)