Neuapostolische Kirche erlaubt Frauenordination ab 2023
Die internationale Neuapostolische Kirche will geistliche Ämter für Frauen öffnen. Die Reform betreffe alle Amtsstufen: Diakon, Priester und "Apostel", teilte der Hauptsitz der Kirche in Zürich auf der eigenen Website mit. Die Neuregelung soll zum 1. Januar 2023 in Kraft treten. Grund für den Schritt sei die "Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit der Geschlechter".
Mit Blick auf die weltweiten kulturellen Unterschiede gelte: "Der damit verbundene Amtsauftrag wird überall dort erteilt, wo es von der Gesellschaft und Gemeinde angenommen wird." Es gehe nicht darum, "sofort überall Amtseinsetzungen von Frauen" vorzunehmen. Entscheidend sei Gottes Wille – "nicht der menschliche". Daher verbiete sich eine Quotenregelung.
"Lehrmäßige Begründung" für Ausschluss von Frauen fehlte
Die Neuapostolische Kirche berief bisher traditionell nur Männer. Eine "lehrmäßige Begründung" dafür habe jedoch gefehlt, so die Kirchenleitung: "Weder Worte noch Taten Jesu lieferten einen eindeutigen Grund." Darum habe man nach jahrelangen Beratungen beschlossen, die Frauenordination zu ermöglichen.
Der im 19. Jahrhundert in Hamburg entstandenen Neuapostolischen Kirche gehören nach eigenen Angaben rund neun Millionen Gläubige weltweit an. Sie besteht aus rechtlich selbstständigen Gebietskirchen unter dem gemeinsamen Dach einer einheitlichen Lehre und internationalen Führungsgremien. In Deutschland bekennen sich den Angaben zufolge etwa 315.000 Christen zum neuapostolischen Glauben. Die meisten Mitglieder (86 Prozent) leben in Afrika. Zu den zentralen Anschauungen der Gemeinschaft zählt die Erwartung einer Wiederkunft Jesu Christi in naher Zukunft. Sie vertritt zudem einige Lehren, die so von keiner anderen christlichen Kirche unterstützt werden. Dazu gehört der Umgang mit Verstorbenen: In Gottesdiensten "zum Gedenken an die Entschlafenen" werden auch den Seelen von Verstorbenen Sakramente gespendet.
In Deutschland ist die Neuapostolische Kirche seit 2019 Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Beim Katholikentag im Mai in Stuttgart hatte erstmals ein Vertreter der Kirche am ökumenischen Gottesdienst mitgewirkt. Ebenfalls zum ersten Mal war sie mit einem Stand auf der Kirchenmeile des Katholikentags vertreten. (tmg/KNA)