Bischof sagt, wie er beim Sexualmoral-Grundtext abgestimmt hat

Fürst antwortet "OutInChurch": Keine queeren Menschen diskriminiert

Veröffentlicht am 22.09.2022 um 16:04 Uhr – Lesedauer: 

Stuttgart ‐ Er verweigere den Dialog mit queeren Menschen, so lautete einer der Vorwürfe der Initiative "OutInChurch" an Bischof Gebhard Fürst. Der hat postwendend geantwortet – und verrät auch sein Votum beim Sexualmoral-Grundtext des Synodalen Wegs.

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Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart Gebhard Fürst hat die Vorwürfe der Initiative "OutInChurch" zurückgewiesen, er würde queere Personen diskriminieren. "Ich nehme den Vorwurf, ich würde queere Personen diskriminieren, sehr ernst. Gleichzeitig weise ich ihn entschieden zurück", betonte Fürst in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung. Gleichzeitig erklärte er, er wolle "so schnell als möglich ein persönliches Gespräch" mit queeren Personen aus seinem Bistum führen. Zuvor hatte ihm die Initiative "OutInChurch" des Bistums in einem Offenen Brief Dialogverweigerung vorgeworfen.

Fürst kündigte zudem an, dass die Diözese ein Beratungs- und Seelsorgeangebot für homosexuelle und queere Menschen schaffen wolle. Die Beratungsstelle für Homosexuelle sei bereits geschaffen, allerdings noch nicht besetzt. Die für queere Personen werde aktuell vorbereitet und zum Jahresbeginn realisiert. "Die Besetzung der Stelle durch eine Person mit entsprechender Expertise ist gesichert", so Fürst.

Fürst hat sich bei Sexualmoral-Abstimmung enthalten

Zugleich bekannte der Bischof, er habe sich bei der vergangenen Synodalversammlung "nach reiflicher Überlegung" in der Abstimmung über den Grundtext "Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualmoral" enthalten. Seine Anfrage zur "Unterscheidung zwischen einem binären Geschlechtermodell aus biologisch-wissenschaftlicher Sicht und der verschiedenen Gender, verstanden als soziales Geschlecht", sei zuvor "leider unbeantwortet" geblieben. Fürst hatte während der jüngsten Synodalversammlung in Frankfurt den Grundtext zur Sexualmoral vor allem mit einem Verweis auf das binäre Geschlechtermodell kritisiert und dabei die Tübinger Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard zitiert. Die Wissenschaftlerin sagte kürzlich in einem Interview: "Bei allen Säugetieren gibt es zwei Geschlechter, und der Mensch ist ein Säugetier." Auch bei der Abstimmung zum Handlungstext "Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt" hat Fürst sich enthalten.

In seiner Stellungnahme kündigte der Bischof weiter an, dass die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrer Vollversammlung in der kommenden Woche die Grundordnung des kirchlichen Dienstes beraten und "aller Voraussicht nach entscheiden" werde. " Ich hoffe und setze mich dafür ein, dass wir eine Regelung finden, die auf Basis des christlichen Menschenbildes dem Respekt vor und der Würde von queeren Personen gerecht wird", betonte Fürst.

In einem am Donnerstag veröffentlichten Offenen Brief hatte die Initiative "OutInChurch" den Bischof von Rottenburg-Stuttgart zu einem Gespräch aufgefordert. "Ihre bisherige Weigerung, in einen echten Dialog mit uns oder anderen queeren Personen zu kommen, zeigt uns, dass keine ernsthafte Auseinandersetzung mit unseren Anliegen und Lebenswelten geschieht", beklagte die Gruppe. Gleichzeitig kritisierte sie das Abstimmungsverhalten von Bischof Fürst bei der vierten Synodalversammlung und das Ausbleiben einer Stellungnahme zum abgelehnten Sexualmoral-Grundtext. "Ihre Enthaltung bei der Abstimmung zum Handlungstext 'Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt' und Ihre Ablehnung, persönlich Stellung zu beziehen, vermitteln uns insgesamt den Eindruck, dass Sie uns als queere Christ*innen nicht ernst nehmen und die Dinge lieber totschweigen und aussitzen, statt sie konstruktiv anzugehen", so "OutInChurch". (cbr)