Beförderter Priester: Köln weist neue Vorwürfe gegen Woelki zurück
Das Erzbistum Köln weist neue Vorwürfe gegen Kardinal Rainer Maria Woelki zurück. Dabei geht es um die Frage, ob der Erzbischof Kenntnisse über möglichen Missbrauch eines beförderten Priesters hatte und keine disziplinarischen Konsequenzen ergriff. Der WDR bezieht sich dabei auf ein im November 2018 verfasstes Schreiben Woelkis an den Vatikan zu zahlreichen aktenkundigen Beschwerden über sexuelle Übergriffe des Geistlichen. In dem Brief heißt es dem Bericht zufolge unter anderem, der Geistliche habe mit minderjährigen jugendlichen Ministranten häufig Saunabesuche unternommen und danach gemeinsam Pornofilme geschaut.
Die Erzdiözese erklärte am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass es sich bei der Aufstellung um unbewiesene Gerüchte handele, worauf der Erzbischof in dem Brief ausdrücklich hinweise. Woelki sei zum Zeitpunkt des Schreibens im Jahr 2018 wie bei der Beförderung des Geistlichen im Jahr 2017 allein der einvernehmliche und nicht strafbare sexuelle Kontakt mit einem Prostituierten im Jahr 2001 bekannt gewesen. Darüber hinaus habe Woelki lediglich Gerüchte gekannt. Die für die Beförderung werbenden Funktionsträger hätten ihm versichert, dass sich keines dieser Gerüchte je bestätigt habe.
Recherchen der "Welt am Sonntag" zu gleichem Fall
Diese Position vertritt der Kardinal auch in einer eidesstattlichen Versicherung zu dem Fall. Erst mit namentlichen Aussagen potenziell Betroffener Ende 2020/Anfang 2021 änderte sich laut Erzbistum die Rechtslage. Daraufhin sei umgehend eine Meldung an die Staatsanwaltschaft erfolgt und der Pfarrer im April 2021 beurlaubt worden.
Vor einer Woche hatten sich Recherchen der "Welt am Sonntag" ebenfalls mit dem Fall des beförderten Priesters beschäftigt. Die Zeitung berichtete über Zweifel an Woelkis eidesstattlicher Versicherung vom 6. Mai 2021. Darin hatte er angegeben, zwar von einem Kontakt des Geistlichen zu dem Prostituierten vor der Beförderung gewusst zu haben. Aus der Zeit danach habe er aber nur von weiteren vagen Gerüchten gehört, von denen sich jedoch keines bestätigt habe. Dem Bericht der Zeitung zufolge hatte Woelki jedoch 2010, als er noch Weihbischof war, ein anonymes Schreiben mit Vorwürfen gegen den betreffenden Priester erhalten. Zudem sei 2015, als Woelki schon Erzbischof in Köln war, ein weiteres Schreiben mit schweren Vorwürfen gegen den Geistlichen bezüglich sexueller Übergriffe eingegangen.
Bei der Staatsanwaltschaft Köln gingen in den vergangenen Tagen zwei Anzeigen gegen Woelki wegen des Verdachts auf Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung über seine frühere Kenntnis zu den Vorwürfen gegen den Priester ein, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Es werde geprüft, ob ein Anfangsverdacht gegen den Kardinal vorliege. Dies gelte auch für die inzwischen vier vorliegenden Anzeigen gegen Woelki wegen des Verdachts auf falsche eidesstattliche Erklärung im Fall des 2019 gestorbenen langjährigen Leiters des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", Winfried Pilz. Auch hier geht es um die Frage, ob der Erzbischof wesentlich früher von mutmaßlichen Missbrauchstaten erfuhr, als er in einer eidesstattlichen Erklärung versichert hat. (mal/KNA/epd)