Flügge für lokale Geschichten statt spirituelle Impulse

Kommunikationsberater gibt Tipps für gelungene Pfarrbriefe

Veröffentlicht am 26.09.2022 um 11:49 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Der Pfarrbrief ist für viele Katholiken der einzige Kontakt zur Kirche und damit eine große kommunikative Chance für Gemeinden. Das darf auch mal unprofessionell aussehen, meint Kommunikationsberater Erik Flügge. Eine Pfarrei dürfe nicht langweilen.

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Der Kommunikationsberater Erik Flügge spricht sich gegen spirituelle Impulse in Gemeindebriefen aus. Im Interview mit "Pfarrbriefservice.de" machte Flügge sich dagegen stark für Geschichten, die vom Glauben erzählen. Spirituelle Impulse funktionierten als Veranstaltung, da dort zu den Inhalten auch die Atmosphäre und die Personen kommen. "Das reine Abdrucken dieses Rituals funktioniert aber nicht, weil der glaubwürdige Absender und die stimmungsvolle Atmosphäre fehlen – und weil der Pfarrbrief ein Magazin ist: Das lebt davon, dass die Menschen nicht einfach einen Impuls geschickt bekommen, sondern Geschichten, die vom Glauben erzählen", so Flügge. Pfarrbriefredaktionen empfiehlt er, nach Geschichten zu suchen, die "ihren Ort und Glaube miteinander verbinden". Gerade der lokale Bezug sei eine Stärke dieses Mediums. Dabei müsse man allerdings darauf achten, das Lokale nicht mit Nabelschau zu verwechseln: Nur ein Bruchteil der Leser von Pfarrbriefen nehme an den Veranstaltungen der Gemeinde teil und sei daher auch nicht an Berichten über Veranstaltungen interessiert, die sie selbst nie besuchen würden.

Die Zielgruppe der Mitglieder der Pfarrei werde stärker durch die Identifikation mit dem Ort als durch ihr kirchliches Engagement verbunden. "Es ist also wenig gewonnen, wenn ein Pfarrbrief nur über das Gemeindeleben vor Ort erzählt. Umgekehrt hilft es auch nicht, wenn statt über die eigene Gemeinde nur über allgemeine religiöse Themen berichtet wird: Ohne den Ortsbezug fehlt hier ebenfalls eine entscheidende Motivation für die Zielgruppe", so der Kommunikationsberater. Dabei sei es auch nicht tragisch, wenn Pfarrmagazine unprofessionell wirkten, so Flügge weiter. Das sei sogar Teil ihres Erfolgs: "Was sich anfühlt wie von Leuten aus der Nachbarschaft, wird auch angeschaut von den Leuten aus der Nachbarschaft", erläutert er.

Jeder Pfarrbriefredaktion müsse klar sein, dass die Zeitschrift viel mehr "Weihnachtschristen" als regelmäßige Gottesdienstbesucher erreiche. Als einziges "aufsuchendes Format" erreiche der Pfarrbrief einen sehr hohen Verbreitungsgrad, der andere Medien einer Pfarrei in der Regel weit übertrifft. Im vergangenen Jahr hatte der "Trendmonitor Religiöse Kommunikation" ergeben, dass jeder zweite Katholik den Pfarrbrief vor Ort liest. Damit ist der Pfarrbrief das mit Abstand verbreitetste kirchliche Medium und erreicht auch kirchenfernere Zielgruppen. (fxn)