Tschechische Altkatholiken führen Frauenordination ein
Die altkatholische Kirche in Tschechien führt die Weihe von Frauen und Segnungen unter anderem für gleichgeschlechtliche Paare ein. Die Synode der Altkatholischen Kirche in der Tschechischen Republik hat am Freitag beschlossen, allen Getauften ohne Unterschied des Geschlechts die Möglichkeit zu eröffnen, das Sakrament der Weihe zu empfangen. "Alle Gläubigen genießen durch die eine Taufe dieselbe erlöste Würde vor Gott, und deshalb können in der altkatholischen Kirche in der Tschechischen Republik Männer und Frauen unterschiedslos die sakramentale Weihe zum apostolischen Amt des Diakonats, des Presbyteriums und des Episkopats empfangen", heißt es in der Entschließung der Synode. Eine Weihe zum Diakonat war für Frauen bereits seit 2003 möglich.
Außerdem beschloss die Synode die Einführung eines Ritus zur Segnung des "Wegs des Zusammenlebens in Liebe und Treue für zwei Partner", die keine kirchliche Ehe eingehen können. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind dabei ausdrücklich eingeschlossen. Mit dem Beschluss endete ein dreijähriger Konsultationsprozess. Mit der Ausarbeitung des Ritus wurde der tschechische altkatholische Bischof Pavel Benedikt Stránský beauftragt. In einer Erklärung wandte sich die Synode außerdem gegen Hass auf sexuelle, religiöse, nationale und ethnische Minderheiten. Anlass der Erklärung war der Angriff auf eine queere Bar in der slowakischen Hauptstadt Bratislava am Mittwoch, bei dem zwei Personen getötet wurden. "Verbale Hassbekundungen sind eine Quelle der Gewalt, daher rufen wir die Verantwortlichen in den Kirchen und im öffentlichen Leben auf, eine Gesellschaft für alle Menschen ohne Unterschied aufzubauen", so die Erklärung.
Die Altkatholische Kirche in der Tschechischen Republik besteht seit 1977 und hat heute 23 Gemeinden und Gemeinschaften, außerdem ist sie für die seelsorgerische Betreuung der anglikanischen Gläubigen in Tschechien zuständig, mit deren Kirche die altkatholischen Kirchen in voller Gemeinschaft stehen. Die erste altkatholische Kirche, in der Frauen zu Priestern geweiht wurden, war das Alt-Katholische Bistum in Deutschland. Nach dem entsprechenden Synodenbeschluss 1994 wurden 1996 die ersten Frauen geweiht. Mit dem Beschluss der tschechischen Synode haben mit Ausnahme der Polnisch-Katholischen Kirche nun alle Mitgliedskirchen der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen die Frauenordination für alle Weihegrade eingeführt. Die Spendung von Segnungen oder des Ehesakraments für gleichgeschlechtliche Partner wurde erst in jüngster Zeit von einzelnen Mitgliedskirchen beschlossen. 2021 und 2022 öffneten die altkatholischen Bistümer in Deutschland, der Schweiz und Österreich die Ehe für alle Paare. (fxn)