Diözese distanziert sich zugleich von AfD-Positionen

Nach Kritik: Bistum Regensburg verteidigt "Marsch für das Leben"

Veröffentlicht am 17.10.2022 um 12:34 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Regensburg ‐ Innerkirchliche Kontroverse um den "Marsch für das Leben": Nach Vorwürfen des BDKJ-Bundesvorsitzenden Gregor Podschun bezüglich einer zu großen Nähe des Marsches zu "Nazis" verteidigte das Bistum Regensburg die Veranstaltung am Montag.

  • Teilen:

Das Bistum Regensburg hat den jährlichen "Marsch für das Leben" in Berlin gegen Vorwürfe des Bundesvorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, bezüglich einer zu großen Nähe des Marsches zu "Nazis" und "Menschenfeinden" verteidigt. "Regelmäßig wird der Marsch für das Leben von der AfD instrumentalisiert. Das Bistum Regensburg unterstützt die Rechte ungeborener Menschen, distanziert sich aber in aller Entschiedenheit von AfD-Positionen", schrieb die bayerische Diözese am Montag auf Twitter. Da es sich beim "Marsch für das Leben" um eine offene Veranstaltung handle, bestehe demokratisch gesehen nicht die Möglichkeit, die AfD an einer Teilnahme zu hindern.

Das Bistum reagierte mit seiner Stellungnahme auf zwei Tweets Podschuns vom Sonntagabend. Darin hatte der BDKJ-Bundesvorsitzende es mit Blick auf den "Marsch für das Leben" als "wirklich armselig" bezeichnet, dass "die Kirche Schulter an Schulter mit Nazis" demonstriere. Und weiter: "Wer sich für das Leben einsetzt, sollte sich nicht mit Menschenfeinden gemein machen." Podschuns Tweets lösten bis Montagmittag zahlreiche kontroverse Reaktionen und Kritik aus.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Das Bistum Regensburg dürfte auch deshalb auf Podschuns Tweets reagiert haben, weil Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer als einer von wenigen katholischen Bischöfen seit Jahren regelmäßig am "Marsch für das Leben" teilnimmt. In diesem Jahr hatte er seine Teilnahme in einem Interview damit begründet, dass er von seinem staatsbürgerlichen Recht Gebrauch mache, auf die Straße zu gehen, um "für ein wichtiges politisches Anliegen die Stimme zu erheben". Und weiter: "Ich setze mich ein für das Lebensrecht der Ungeborenen, das ja auch von unserem Grundgesetz her geschützt ist und das von verschiedensten Seiten jetzt auch in Frage gestellt wird, auch politisch."

Podschun hatte in der vergangenen Woche an einer Tagung zum Thema "Die katholische Kirche und die radikale Rechte" des katholischen Kompetenzzentrums Demokratie und Menschenwürde in Nürnberg teilgenommen und dabei die These vertreten, dass die katholische Kirche "relativ zugänglich" für das Gedankengut der Neuen Rechten sei. Dies zeigten unter anderem die Verbindungen beim "Marsch für das Leben", bei dem christliche "Lebensschützer" zuletzt Mitte September gemeinsam mit rechten Aktivisten und Politikern wie der stellvertretenden Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, Beatrix von Storch, marschiert seien. Der Bundesverband Lebensrecht, der den Marsch organisiert, hatte diese Aussage am Sonntag bei Twitter als "Fake" bezeichnet und unter anderem auf die Teilnahme mehrerer katholischer Bischöfe verwiesen.

Am Montagnachmittag reagierte Podschun auf die anhaltende Kritik an seinen Tweets. Ebenfalls bei Twitter schrieb er: "Ich möchte festhalten, dass ich keine Aussage zum Lebensschutz getroffen habe und das auch nicht Thema meines Tweet war. Ich habe gesagt, dass Kirche nicht mit radikalen Rechten gemeinsam demonstrieren sollte." Dies tue sie beim "Marsch für das Leben" aber, und dies sei auch belegbar. Der BDKJ-Bundesvorsitzende betonte zudem, er habe niemanden beleidigt, der sich für den Lebensschutz einsetze, allerdings werde er in den Reaktionen auf seine Aussagen selbst massiv beleidigt. "Das ist nicht menschenfreundlich", so Podschun. (stz)

17.10., 16:10 Uhr: Ergänzt um neue Stellungnahme von Gregor Podschun.