Umfrage: Viele Ordensfrauen in Lateinamerika erlitten Missbrauch
Fast jede fünfte Ordensfrau (19,8 Prozent) in Lateinamerika und der Karibik hat in der Zeit vor ihrem Eintritt in den Orden sexuelle Übergriffe erlitten. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen anonymen Erhebung der Lateinamerikanischen Ordenskonferenz CLAR unter 1.417 Ordensfrauen aus 23 Ländern. Mehr als die Hälfte der Befragten (55,2 Prozent) gab zudem an, im Ordensleben Erfahrungen mit Machtmissbrauch gemacht zu haben.
Von sexuellen Übergriffen durch Priester berichteten demnach 14,3 Prozent der Ordensfrauen; Belästigung durch Laien erfolgte den Angaben zufolge bei 9,7 Prozent – und durch andere Ordensleute bei 8 Prozent. In Sachen Machtmissbrauch machten 51,9 Prozent der Betroffenen ihre Oberinnen verantwortlich. An zweiter Stelle folgen Priester (34 Prozent), gefolgt von Ausbilderinnen (23 Prozent) und Bischöfen (10 Prozent).
Gefragt wurde zudem nach spirituellem Missbrauch. Fast 40 Prozent berichteten demnach, Zeugin von seelischem Missbrauch gegenüber einer anderen Person geworden zu sein. Die Oberinnen seien mit 25,5 Prozent am häufigsten in diese Form von Missbrauch verwickelt; gefolgt von Priestern (16,2 Prozent) und Ausbilderinnen (15,7 Prozent).
Meiste Antworten aus Mexiko
Die meisten Antworten für die Erhebung gingen aus Mexiko ein. Dort meldeten sich 429 befragte Ordensfrauen anonym. Aus Brasilien, Argentinien und Peru gab es jeweils mehr als 100 Teilnehmerinnen; aus Ecuador 79. Fast die Hälfte der Antworten stammten von Frauen im Alter zwischen 45 und 65 Jahren, die mehrjährige Erfahrung im Ordensleben haben.
Die Lateinamerikanische Ordenskonferenz CLAR ist ein 1959 gegründeter Zusammenschluss nationaler Ordenskonferenzen aus Lateinamerika und der Karibik. Ihr Sitz ist in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. (KNA)