Bericht belastet früheren Eichstätter Bischof Brems als Vertuscher
Im kirchlichen Missbrauchsskandal belastet ein Zeitungsbericht der Mediengruppe Bayern den ehemaligen Eichstätter Bischof Alois Brems. Die Eichstätter Bistumsleitung soll demnach während seiner Amtszeit (1968-1984) einen mit schweren Missbrauchsvorwürfen belasteten Priester vor Strafverfolgung geschützt und ihm geholfen haben, im Ausland abzutauchen. Der Priester soll dem Bericht vom Wochenende zufolge in mehreren Pfarreien in der Oberpfalz, im Schwäbischen und im nördlichen Oberbayern Mädchen und junge Frauen missbraucht haben.
Als eine von ihnen Anzeige erstattete, sei er als Missionar "verschwunden", zuerst in Afrika, dann in Lateinamerika. Dort habe er unter einem abgeänderten Namen gelebt, bis die Vorwürfe verjährt gewesen seien und die Fahndung eingestellt worden sei. Die Bistumsleitung habe die staatlichen Behörden nicht informiert und zur Tarnung des Mannes beigetragen, so der Zeitungsbericht. Geld und Informationen über Briefe seien aus Eichstätt nur an den abgeänderten Namen geflossen. Nach seiner Rückkehr habe der Priester in Deutschland unbescholten weiter als Gemeindeseelsorger gearbeitet und Jugendarbeit gemacht. 2016 sei er gestorben.
Fall ist laut dem Bericht auch Gegenstand der MHG-Studie
Der Fall ist dem Bericht zufolge auch Gegenstand der sogenannten MHG-Studie der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) aus dem Jahr 2018. Außerdem habe sich mit ihm eine im Sommer vorgelegte Studie der Kölner Rechtsanwältin Bettina Janssen für die DBK und das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat beschäftigt, in der es um die Entsendung von Priestern ins Ausland ging, die durch Missbrauchsvorwürfe belastet waren. Außer gegen Brems erhebt der Bericht namentlich Vorwürfe gegen dessen damaligen Finanzdirektor. Er sei ein "alter Kriegskamerad" des Priesters gewesen und habe diesem wohl helfen wollen.
Eine Sprecherin des Bistums Eichstätt erklärte, die Unabhängige Aufarbeitungskommission der Diözese habe zu dem Priester einen eigenen Bericht aufgrund vorliegender Erkenntnisse verfasst. Derzeit werde geprüft, ob er veröffentlicht werden könne. Die Diözese unterstütze die Kommission bei der Aufarbeitung der Geschehnisse. "Dies bedeutet auch, dass das Bistum das Gedenken an die damaligen Verantwortlichen neu bewerten wird", so die Sprecherin. Die Bistumsleitung habe begonnen, frühere Einsatzorte des Priesters vorab zu informieren und die Betroffenen eingeladen, sich zu melden. (KNA)