Nach Papst-Aussagen zu Pornos: Kritik von Präventionsbeauftragter
Die Präventionsbeauftragte des Bistums Chur, Karin Iten, hat die jüngste Papst-Warnung zum Thema Pornografie kritisiert. "Statt spiritueller Überhöhung, Schuldgefühlen und Angstmacherei vor dem Teufel wäre es interessant, von Papst Franziskus zu erfahren, welche Sexualität er zölibatär lebenden Menschen denn zubilligt", schreibt Iten in einem vom Nachrichtenportal "kath.ch" verbreiteten Statement (Donnerstag). "Was ist seiner Meinung nach für zölibatär lebende Menschen nicht des 'Teufels Tat' rund um Sexualität?"
Zuvor hatte Papst Franziskus angehende und junge Priester bei einem Gespräch in Rom am Montag vor Pornografie gewarnt. Diese sei ein Laster, das Laien, Priester und auch Ordensfrauen hätten. "Der Teufel kommt von dort", so das Kirchenoberhaupt. Er spreche dabei nicht nur von krimineller Pornografie, er meine die "einigermaßen 'normale' Pornografie". "Das reine Herz, das jeden Tag Jesus empfängt, kann diese pornografischen Informationen nicht empfangen"; sie schwächten das Herz, so der Papst. Er rief die Teilnehmer auf, pornografische Inhalte von ihren Computern und Mobiltelefonen zu löschen. "Und wenn Sie es nicht löschen können, verteidigen Sie sich gut, damit Sie nicht in eine solche Situation geraten", so die Warnung des 85-Jährigen.
"Welche Fachexpertise hat der Papst dazu?"
Iten vermisst in den Aussagen des Papstes nach eigenen Worten eine klare Differenzierung zwischen illegaler und legaler Pornografie. "Die Produktion und der Konsum von Kinderpornografie sind ein Verbrechen, da Kinder missbraucht werden. Und auch die Produktion von Pornos, welche die Notlage von Menschen ausnutzen, ist nicht in Ordnung", betonte die Präventionsbeauftragte. Legale Pornografie unter fairen Produktionsbedingungen solle dagegen nicht pauschal verteufelt werden. Iten beruft sich bei ihren Aussagen auf die Sexualtherapeutin Ursina Brun del Re, die zum Pornokonsum geforscht habe. "Welche Fachexpertise hat der Papst dazu?"
Natürlich gebe es destruktive Formen wie etwa Pornosucht, so Iten. Pornosucht bedürfe aber "der professionellen Behandlung und nicht der Beichte" Die legale Pornografie habe grundsätzlich eine enorme Bandbreite. "Über die Chancen und Risiken von Pornokonsum kann zudem nur offen geredet werden, wenn darin nicht mit pauschaler Angstmacherei und Schulddruck argumentiert wird – mit dem Hinweis auf den Teufel." (cbr)