Churer Bischof dankt Papst für Porno-Warnung

Bonnemain: Pornosüchtige professionell unterstützen

Veröffentlicht am 29.10.2022 um 14:27 Uhr – Lesedauer: 

Chur ‐ Die Diskussionen um die Papst-Aussagen zu Pornografie gehen weiter. Nach der Präventionsbeauftragten äußert sich jetzt auch der Bischof des Bistums Chur: Pornos trennten "die innige Liebe zweier Menschen".

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Der Churer Bischof Joseph Bonnemain ist Papst Franziskus für seine Warnung vor Pornographie dankbar. Der Bischof unterstützte den Papst "im Engagement für einen sorgfältigen Umgang mit der Sexualität", heißt es in einer Stellungnahme der Sprecherin des Bistums Chur, die das Internetportal "kath.ch" am Samstag veröffentlichte. "Pornografie könne ein hohes Suchtpotential entfalten, vor allem junge Menschen sind besonders gefährdet."

Zuvor hatte Papst Franziskus angehende und junge Priester bei einem Gespräch in Rom am Montag vor Pornografie gewarnt. Diese sei ein Laster, das Laien, Priester und auch Ordensfrauen hätten. "Der Teufel kommt von dort", so das Kirchenoberhaupt. Er spreche dabei nicht nur von krimineller Pornografie, er meine die "einigermaßen 'normale' Pornografie". "Das reine Herz, das jeden Tag Jesus empfängt, kann diese pornografischen Informationen nicht empfangen"; sie schwächten das Herz, so der Papst. Er rief die Teilnehmer auf, pornografische Inhalte von ihren Computern und Mobiltelefonen zu löschen. "Und wenn Sie es nicht löschen können, verteidigen Sie sich gut, damit Sie nicht in eine solche Situation geraten", so die Warnung des 85-Jährigen.

Bonnemain unterstützt Präventionsbeauftragte Iten

Die Präventionsbeauftragte des Bistums Chur, Karin Iten, kritisierte daraufhin diese Papst-Aussagen. "Statt spiritueller Überhöhung, Schuldgefühlen und Angstmacherei vor dem Teufel wäre es interessant, von Papst Franziskus zu erfahren, welche Sexualität er zölibatär lebenden Menschen denn zubilligt", schrieb sie in einem am Donnerstag veröffentlichten Statement. In den päpstlichen Aussagen vermisse sie eine klare Differenzierung zwischen illegaler und legaler Pornographie. "Über die Chancen und Risiken von Pornokonsum kann zudem nur offen geredet werden, wenn darin nicht mit pauschaler Angstmacherei und Schulddruck argumentiert wird – mit dem Hinweis auf den Teufel", so Iten. Pornosüchtige bedürften einer professionellen Behandlung "und nicht der Beichte".

Bischof Bonnemain unterstütze Iten dahingehend, dass Verbrechen wie Kinderpornografie nicht zu dulden seien. "Er verurteilt ebenfalls jeglichen Machtmissbrauch, jeden Missbrauch durch Ausnützung und Not und distanziert sich deutlich von der Darstellung eines Menschen als Objekt", heißt es im Statement seiner Sprecherin. "Er möchte darüber hinaus betonen, dass der Konsum pornografischer Darstellungen das hohe Gut der menschlichen Sexualität von der persönlichen Beziehung, der vertrauten Zuneigung und der innigen Liebe zweier Menschen trennt." Pornosüchtige sollten – so wie alle von Sucht betroffenen Menschen – professionell unterstützt werden. Alle, die Hilfe benötigten, sollten sich diese auch holen, da bereits "zu viele Existenzen daran zugrunde gegangen" seien. (cbr)