Bischöfe aus Lateinamerika veröffentlichen Papier mit Reform-Ideen
Die Bischöfe aus Lateinamerika haben am Montag in Rom ein umfangreiches Papier vorgestellt, dessen Reform-Ideen in den weltweiten synodalen Prozess einfließen könnten. Der vom Lateinamerikanischen Bischofsrat (CELAM) herausgegebene Text ist rund 150 Seiten lang und wurde in sechs Sprachen publiziert, darunter auch in Deutsch. Unter dem Titel "Auf dem Weg zu einer synodalen Kirche, die an die Peripherien reicht" enthält er die Ergebnisse der ersten gesamtlateinamerikanischen Kirchenversammlung, die im November 2021 in Mexiko-Stadt tagte. An ihr nahmen Bischöfe, Priester und Nichtgeweihte aus allen Ländern Lateinamerikas und der Karibik teil. Der Text wurde im Juli 2022 vom CELAM approbiert.
Es handelt sich nicht um ein offizielles Synodendokument. Da es aber von den Ortskirchen Lateinamerikas kommt, wo rund 500 Millionen Katholiken leben, hat es besonderes Gewicht unter den Reformtexten, die derzeit in der katholischen Weltkirche kursieren.
Viele lateinamerikanische Besonderheiten
Inhaltlich enthält das Dokument neben allgemein gültigen Ideen auch zahlreiche lateinamerikanische Besonderheiten. Dazu zählen die Betonung der Rolle der Indigenen und der Afrikanischstämmigen in der Kirche, die Weiterentwicklung der sogenannten Basisgemeinden und ökologische Forderungen. Insgesamt wird die Linie fortgesetzt, die bei fünf großen lateinamerikanischen Bischofsversammlungen in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt wurde; die erste fand 1968 in Medellin, die bislang letzte 2007 in Aparecida statt.
Neben gesellschafts- und kirchenpolitischen Analysen und Problembeschreibungen enthält das Dokument zahlreiche konkrete Handlungsvorschläge. Dazu gehört die Überwindung des Klerikalismus durch mehr Leitungs-Verantwortung für Nichtgeweihte und insbesondere für Frauen. Eine Forderung nach Frauenweihe enthält der Text nicht. Zum Thema Zölibat wird vorgeschlagen, den vielen Priestern, die geheiratet haben, neue Aufgaben in Gemeinden zu geben. Auch wird eine Überwindung der Ausgrenzung sexueller Minderheiten gefordert und eine Öffnung für mehr Diversität.
Am Vormittag war die Leitung des CELAM unter Führung ihres Präsidenten, des Erzbischofs von Trujillo in Peru, Hector Miguel Cabrejos Vidarte, von Papst Franziskus in Audienz empfangen worden. Das Gespräch wurde von "Vatican News" als "brüderlich und offen" bezeichnet. Der Papst habe den Bischöfen geraten, das Dokument auch Kardinal Mario Grech zu übergeben, der die bis 2024 andauernde weltweite Synode der katholischen Kirche leitet. (KNA)