Bahrain-Reise von Papst Franziskus: Den Dialog der Religionen fördern
Das kleine Inselkönigreich Bahrain ist unter den arabischen Öl-Monarchien etwas Besonderes. Der aus einer mittelgroßen und 30 kleinen Inseln bestehende Staat ist ein Zwerg unter den Staaten am Persischen Golf. Eigentlich wollten die dortigen Herrscher nach dem Rückzug der Briten in den 1960er Jahren mit mehreren Emiraten eine Föderation gründen; doch daraus wurde nichts. Und so erklärte Scheich Isa bin Salman Al Chalifa 1971 die Unabhängigkeit des Landes, und 31 Jahre später machte sein Sohn Scheich Hamad bin Isa Al Chalifa sich selbst zum König.
Seither ist das winzige Bahrain ebenso wie der große Nachbar Saudi-Arabien ein Königreich. Und wie der große Nachbar unterhält es gute Beziehungen zu den USA, die in Bahrain einen Luftwaffenstützpunkt betreiben. Aber anders als Saudi-Arabien hat Bahrain sogar diplomatische Beziehungen zu Israel – eine Folge des vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump erfolgreich eingefädelten "Abraham-Abkommens" von 2020, dem zuvor bereits die Vereinigten Arabischen Emirate beigetreten waren und weitere Staaten folgten.
Halbwegs freie Religionsausübung
Schon seit Ende der 70er Jahre versucht sich der Inselstaat als relativ liberal und tolerant zu profilieren. Frauen haben Wahlrecht; es gibt schicke Hotels, in denen Alkohol erlaubt ist. Und seit der Libanon als einstige "Schweiz des Nahen Ostens" seinen unaufhaltsamen Niedergang begann, versucht sich Bahrain als eine Art Ersatz-Libanon zu inszenieren: mit zahlreichen internationalen Bankniederlassungen – und mit einer für arabische Verhältnisse ungewöhnlich pluralen Religionspolitik, von der auch andersgläubige Gastarbeiter profitieren.
Sie dürfen ihre Religion halbwegs frei ausüben; es gibt Gotteshäuser unter anderem für Katholiken, Orthodoxe, Anglikaner, Protestanten und Sikhs. Schon 1999 nahm das Land diplomatische Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl auf. Dennoch bleibt der Islam Staatsreligion; Missionierung und öffentliches Beten außerhalb von Gotteshäusern sind nicht erlaubt.
Und es gibt eine Dreiklassengesellschaft: Das Herrscherhaus und die führende Klasse sind Sunniten, die Mehrheit der Bevölkerung und der Arbeiter Schiiten, und die weitgehend rechtlosen Gastarbeiter Christen, Hindus oder Sikhs. Immerhin gibt es selbst für sie inzwischen eine eigene Behörde, die allzu schlimme Formen von Ausbeutung und Rechtlosigkeit eindämmen soll.
Den mehr als 100.000 Katholiken im Land "schenkte" der König unlängst eine Kathedrale mit dem Namen "Unsere Liebe Frau von Arabien" mit rund 2.300 Plätzen. Ein Modell der Kirche zeigte er stolz dem Papst, als er ihn 2014 im Vatikan besuchte. Der schicke Bau wurde im Dezember 2021 von Kurienkardinal Luis Antonio Tagle geweiht und wird seither auch von Christen aus Saudi-Arabien besucht. Zwei Wochen zuvor überbrachte ein Sondergesandter des Königs im Vatikan dem Papst die offizielle Einladung nach Bahrain; doch wegen der Corona-Pandemie konnten die Besuchspläne nicht weiter verfolgt werden.
Beachtlicher Prestigegewinn
Die nun anstehende Reise vom 3. bis 6. November steht unter dem biblisch inspirierten Motto "Friede auf Erden den Menschen guten Willens". Höhepunkte sind eine Rede des Papstes bei einem interreligiösen Treffen, dem "Bahrain Dialog-Forum" am 4. November, sowie eine große Messe unter freiem Himmel am 5. November.
Die Auftritte des bekanntesten Global Players aus der Welt der Religionen bringt für das kleine Königtum am Golf einen beachtlichen Prestigegewinn, der sich auch wirtschaftlich und für den inneren Frieden im Land auszahlen könnte. Als internationaler Bankenstandort ist Bahrain darauf angewiesen, dass es nicht ins Kielwasser der fundamentalistisch-religiösen Konflikte gerät, die sonst in dieser Weltregion für Unruhen und Kriege sorgen. Dafür bietet der Papst willkommene Hilfe.
Ein Wermutstropfen bleibt jedoch, dass Bahrain – nicht anders als das zuletzt vom Papst in ähnlicher Absicht besuchte Kasachstan – ein autoritär regierter Staat mit eher durchwachsener Menschenrechtsbilanz ist. Die Proteste des Arabischen Frühlings wurden 2011 und in den Folgejahren gewaltsam niedergeschlagen; bis heute werden Oppositionelle verhaftet. Doch das ist ein Thema, aus dem sich das Kirchenoberhaupt bei Besuchen in islamisch dominierten Ländern meist strikt heraushält – auch um die staatliche Toleranz für die christliche Minderheit nicht aufs Spiel zu setzen.