"Am Ende kann es nur die Lösung geben, dass der Spruch wieder wegkommt"

Grünen-Sprecher: Bibelzitate von Berliner Stadtschloss entfernen

Veröffentlicht am 03.11.2022 um 20:24 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die Bibelzitate am wiedererrichteten Berliner Stadtschloss erhitzen weiter die Gemüter. Laut Claudia Roth soll ein Kunstprojekt den Spruch zeitweise überblenden. Dem kulturpolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion reicht das allerdings nicht aus.

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Der Umgang mit den Bibelzitaten an der Kuppel des wiedererrichteten Berliner Stadtschlosses ist auch in der Grünen-Fraktion des Bundestages umstritten. Anders als Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) fordert ihr kulturpolitischer Sprecher Erhard Grundl, die Inschrift zu entfernen, wie er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Donnerstag online) sagte.

Dagegen hatte Roth erklärt, dass der Schriftzug bei einem geplanten Kunstprojekt erhalten bleiben solle. Dabei sollen die Zitate laut Angaben der Bundesregierung zeitweilig "mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten" überblendet werden.

Der vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) aus mehren Bibelversen zusammengesetzte und beim Wiederaufbau des Schlosses rekonstruierte Schriftzug lautet: "Es ist kein ander Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, daß im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind."

Kritik an Roth-Aussagen

Roth hatte erklärt, dies sei aus Sicht vieler Historiker eindeutig eine politsche Botschaft. Sie stehe für ein Königtum, "das seinen Machtanspruch allein auf Gott begründete und eben nicht auf die Macht und Selbstbestimmung des Volkes". Die Inschrift passe nicht zur Weltoffenheit, die das im Schloss untergebrachte Humboldt Forum anstrebe. Es vereint Berlins völkerkundlichen Sammlungen und will auch über den Beitrag der Kirchen zum Kolonialismus informieren.

Grundl betonte, die Pläne für eine Informationstafel und die Kunstinstallation könnten nur ein erster Schritt sein. "Diese Selbstüberhöhung der Hohenzollern passt nicht an ein weltoffenes Haus, als das das Humboldt-Forum verstanden werden will", so der kulturpolitische Sprecher. "Am Ende kann es nur die Lösung geben, dass der Spruch wieder wegkommt."

Die kultur- und medienpolitische Sprecherin der Unions-Bundestagsfraktion, Christiane Schenderlein (CDU), hatte dagegen gefordert, dass die Inschrift sichtbar bleiben müsse. Selbst eine als Kunstinstallation deklarierte Überblendung lehne die Fraktion "vehement ab". Die geplante Einordnung der Bibelzitate auf einer Informationstafel sei bereits "ein Kompromiss, der völlig ausreichend ist". (KNA)