Tag drei in Bahrain: Papst Franziskus macht Arabiens Christen Mut
Von der gesamten arabischen Halbinsel sind Angehörige der katholischen Minderheit nach Bahrain gekommen, um Papst Franziskus im Nationalstadion zu sehen und zu hören. Knapp 30.000 Menschen füllen die Ränge und das Spielfeld vor der riesigen Altarbühne, auf der er mit dem Klerus aus vielen arabischsprachigen Ländern die Messe feiert. Aus den Nachbarländern Katar, Vereinigte Arabische Emirate und selbst aus Saudi-Arabien sind mehrere tausend Gläubige angereist.
Zahid Khokhar aus Pakistan ist einer von ihnen. Er lebt und arbeitet in Katar. Vor drei Jahren hat er bereits die Papstmesse im Stadion von Abu Dhabi erlebt. Zur Messe in Bahrain ist er schon am Vorabend umständlich angereist: Von Katar erst nach Saudi-Arabien und von dort über die lange Autobahnbrücke ins Inselreich Bahrain. Sein Traum ist es, eines Tages nach Rom zu fliegen, um den Papst dort zu sehen.
Begeisterung über Messe
Ihm und den übrigen mehr als 3,5 Millionen Katholiken auf der arabischen Halbinsel will Papst Franziskus mit seinem zweiten Besuch am Persischen Golf Mut machen. Zwar dürfen sie – anders als in Saudi-Arabien – in den kleinen Staaten wie Kuwait, Bahrain, Katar und Abu Dhabi ihren Glauben innerhalb der Kirchenräume leben, eine Bibel besitzen und die Messe feiern. Doch sichtbare und hörbare Bekundungen eines nichtislamischen religiösen Bekenntnisses im öffentlichen Raum sind auch dort nicht erlaubt. Und deshalb ist Zahid begeistert, dass er an diesem Samstag erneut unter freiem Himmel mit vielen tausend anderen Katholiken laut singen und beten kann.
In seiner Predigt in Bahrain richtet sich der Papst auch an die Christen aus Saudi-Arabien und den kleineren Golfstaaten. Und er bringt das Kunststück fertig, über die Unterdrückung der Religionsfreiheit im großen Nachbarland zu sprechen, ohne es direkt zu nennen. Er spricht über Jesus und sagt: "Er weiß (...) und er leidet darunter, wie in unserer Zeit in so vielen Teilen der Welt Macht ausgeübt wird, die sich aus Unterdrückung und Gewalt speist, die ihren eigenen Raum zu vergrößern sucht und dabei den der anderen einengt, ihre Herrschaft aufzwingt, die Grundfreiheiten einschränkt und die Schwachen unterdrückt. Es gibt also – so sagt Jesus – Konflikte, Unterdrückung und Feindschaft. Angesichts all dessen müssen wir uns die wichtige Frage stellen: Was sollen wir tun, wenn wir uns in einer solchen Situation befinden?"
Die Antwort steht, wie alle Ansprachen des Papstes in diesen Tagen, unter dem Gebot des Friedens. Jesus fordere die Christen auf, nicht idealistisch "von einer Welt zu träumen, die von Geschwisterlichkeit beseelt ist, sondern uns zu engagieren und bei uns selbst anzufangen, die universale Geschwisterlichkeit konkret und mutig zu leben, im Guten zu verharren, auch wenn uns Böses widerfährt, die Spirale der Rache zu durchbrechen, die Gewalt zu entwaffnen."
Auch Muslime unter Schülern
Die vom Papst auf Spanisch vorgetragene Predigt wird im Stadion auf Englisch übersetzt und vom Staatsfernsehen live ins Arabische übertragen. Ein Sohn des Königs und Regierungsvertreter sind anwesend – und viele Sicherheitskräfte. Die Messe im Stadion ist der öffentliche Höhepunkt des viertägigen Besuchs im kleinen, wohlhabenden Königreich am Golf.
Einige Stunden später nimmt sich der Papst noch mehr Zeit für eine Begegnung mit Jugendlichen in der einzigen katholischen Schule des Landes. Unter den Schülerinnen und Schülern sind auch Muslime – denn nach katholischem Selbstverständnis sind Angebote im Bildungs- oder im Sozialbereich für alle Menschen eines Landes da. Ein katholischer und ein muslimischer Absolvent der Schule sowie eine junge Katholikin berichten dem Papst von ihren Erfahrungen im Leben und Lernen über die Religions- und Traditionsgrenzen hinweg.
Bahrain-Reise von Papst Franziskus: Den Dialog der Religionen fördern
Als Franziskus 2019 nach Abu Dhabi flog, war das epochal: Erstmals betrat ein Papst die Arabische Halbinsel. Nun reist der Pontifex nach Bahrain – und will auch dort den christlich-islamischen Dialog weiter voranbringen.
Die Ansprache, die der Papst bei dieser Begegnung hält, ist eine der Längsten seiner Reise. Wie schon zuvor bei den Treffen mit islamischen Würdenträgern wirbt der Papst für die weltweite, religionsübergreifende Friedensidee, die er in seinem Grundsatztext "Fratelli Tutti" formuliert hat.
Die Berufung, als Geschwister zu leben, sei allen Menschen anvertraut. Auf Krieg und Konflikte sollten die jungen Menschen "mit einem neuen Traum der Geschwisterlichkeit und der sozialen Freundschaft antworten, der sich nicht auf Worte beschränkt". Sie sollen offen sein für andere und bewusst auch die Freundschaft mit Andersgläubigen suchen.
Beten um Frieden
Die Idee ist klar: Auch die muslimischen Schüler sollen an der von Ordensfrauen geleiteten Schule die Werte der Nächstenliebe lernen und sie im Leben praktizieren. Am Ende beten der Papst, die jungen Leute und die Ordensfrauen in Arabisch und in mehreren europäischen und asiatischen Sprachen um Frieden.
Zuvor hatten nahe der Schule einige Frauen und Kinder mit selbst gemachten Plakaten demonstriert. Nach unbestätigten Berichten auf Twitter handelte es sich um Angehörige von Männern, die wegen mutmaßlicher Beteiligung an einem gewaltsamen Aufstand zum Tode verurteilt wurden. Im Umfeld des Papstbesuchs hatte es Spekulationen gegeben, ob der König von Bahrain als Geste des guten Willens eine Begnadigung der zum Tode Verurteilten im Lande aussprechen könnte.