Überblendung von Bibelversen: Beteiligung der Kirchen gefordert
In der Debatte um eine mögliche Überblendung von Bibelversen am Berliner Humboldt-Forum fordern konservative Christen eine Beteiligung der Kirchen an der Kunstaktion. "Das Christentum und die Bibel gehören untrennbar zu Deutschlands Geschichte und Kultur, wer das leugnet, der liegt falsch", teilte die Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) am Dienstag in Bad Blankenburg mit.
Die Allianz sei nicht grundsätzlich gegen das Kunstprojekt. Es könne den Diskurs über den Inhalt der Verse voranbringen. Es dürfe aber nicht der Eindruck entstehen, dass christliche Inhalte aus der Gesellschaft verbannt werden sollten, daher sei die federführende Beteiligung der Kirchen nötig. Das Projekt ist nach Darstellung der EAD kein Angriff auf die Religionsfreiheit. Das Humboldt-Forum sei keine Kirche, daher sei es das Recht der Politik, Inschriften oder Skulpturen daran infrage zu stellen.
An der Kuppel das 2020 eröffneten Humboldt-Forums, dem Nachbau des Berliner Stadtschlosses, ist wie an dessen Vorbild die Kombination zweier Bibelverse angebracht. "Es ist kein ander Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, daß im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind", ist dort zu lesen. Kritiker sehen darin den geistlich verbrämten Machtanspruch der preußischen Könige. Das passe nicht zum völker- und religionsverbindenden Ansatz des Humboldt-Forums.
Vorschlag von Roth
In der vergangenen Woche hatte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sich dafür ausgesprochen, die Verse im Rahmen eines Kunstprojekts zeitweilig zu überblenden. Das Humboldt-Fourm hatte dieses Projekt bereits Ende vergangenen Jahres vorgestellt. Dabei solle der ursprüngliche Text tagsüber sichtbar sein, bei Dunkelheit würden andere Texte darübergelegt, die die historische Inschrift kommentierten. Das solle der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit dienen.
Der Vers am Forum kann nach Auffassung der EAD durchaus missbraucht werden. Er könne aber auch genau andersherum verstanden werden: "Wer vor Christus die Knie beugt, kann (und muss) vor jedem Herrscher mit Heilsanspruch geradestehen und sich ihm gerade nicht beugen." Das Bekenntnis zur Herrschaft Christi sei – ähnlich wie der Gottesbezug im Grundgesetz – eine Absage an Diktatur und Tyrannei. Die EAD ist ein Netzwerk aus verschiedenen evangelischen Landes- und Freikirchen. Sein Sitz ist im thüringischen Bad Blankenburg. (epd)