Staatsanwaltschaft ermittelt nun doch gegen Kardinal im Fall Pilz

"Nicht wahr" – Mitarbeiterin des Erzbistums Köln beschuldigt Woelki

Veröffentlicht am 09.11.2022 um 13:51 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ War Kardinal Woelki erst ab der vierten Juni-Woche 2022 mit dem Missbrauchsfall des Ex-"Sternsinger"-Chefs Winfried Pilz befasst? Das sei "nicht wahr", sagt nun eine Bistumsmitarbeiterin. Und auch die Staatsanwaltschaft reagiert darauf.

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Mittwoch veröffentlichten Interview des "Kölner Stadt-Anzeigers"

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt nun doch gegen Woelki, wie Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag) sagte.

Vorwurf der falschen eidesstattlichen Versicherung

Es geht um den Vorwurf, der Kardinal habe eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben. In einem presserechtlichen Verfahren gegen die "Bild"-Zeitung hatte Woelki an Eides statt versichert: "Ich wurde mit dem Fall Pilz durch das Erzbistum Köln erst in der vierten Juni-Woche 2022 befasst, indem mir mitgeteilt wurde, dass (...) öffentliche Informationen und Aufrufe durchgeführt werden." Dem früheren "Sternsinger"-Chef wird sexuelle Gewalt gegen junge Männer vorgeworfen. Nachdem Woelki die Versicherung abgegeben hatte, zeigten ihn drei Priester wegen Falschaussage an.

Die Ex-Assistentin zeigte sich "entsetzt" über die heutige Selbstdarstellung des Erzbischofs in der Öffentlichkeit und beklagte Illoyalität Woelkis gegenüber seinen Mitarbeitenden. Sie war von 2013 bis 2017 Assistentin des Personalchefs, ist aber nach wie vor beim Erzbistum tätig. Das Erzbistum Köln hat sich auf eine am Dienstagabend gestellte Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zu der Angelegenheit bisher nicht geäußert.

Aufklärung verlangte der Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für den sexuellen Missbrauch im Erzbistum Köln, Stephan Rixen. Die Ausführungen der Frau sprächen dafür, "dass es in der Führungsspitze des Erzbistums mindestens eklatante Versäumnisse, wenn nicht ein bewusstes Wegschauen und Vertuschen gegeben hat", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Der Staatsrechtler fügte hinzu: "Wenn es stimmt, dass eine Täterliste den Kardinal nicht interessiert hat, dann frage ich mich: Was wird in diesem Erzbistum eigentlich für ein Spiel gespielt?" Die Initiative "Maria 2.0" rief Gemeinden dazu auf, Firmtermine mit Woelki und seinen Weihbischöfen abzusagen, bis die aktuellen Vorwürfe geklärt seien. Die Gruppe kündigte eine Kundgebung am kommenden Mittwoch an. An diesem Tag verhandelt das Landgericht Köln über eine weitere eidesstattliche Versicherung Woelkis, die Kritiker ebenfalls anzweifeln. (tmg/KNA)

9.11., 14:10 Uhr: Ergänzt um Reaktionen. 15:10 Uhr: Ergänzt um Ermittlungen.