Vatikan offenbar Opfer eines russischen Hackerangriffs
Die Webseite des Vatikan war am Mittwoch zeitweise nicht erreichbar – anscheinend aufgrund von russischen Hackerangriffen. Gegenüber verschiedenen Medien sagte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni, dass aufgrund von "abnormalen Versuchen, die Webseite aufzurufen", technische Untersuchungen im Gange seien. In einer ersten Stellungnahme hatte er noch von Wartungsarbeiten gesprochen. Mittlerweile ist vatican.va wieder größtenteils erreichbar. Auch die ebenfalls betroffene Seite von "Vatican News" ist wieder online.
Der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl Andrii Yurash warf auf seinem Twitter-Account russischen Hackern vor, für den Cyberangriff verantwortlich zu sein. Es handle sich um eine Antwort auf Aussagen von Papst Franziskus, der in einem Interview mit dem Jesuitenmagazin "America" am Montag die "Grausamkeit" der russischen Truppen in der Ukraine verurteilt hatte. Seitens des Vatikan gibt es bislang keine offizielle Schuldzuweisung. Auch interne Techniker des Kirchenstaats vermuten nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) russische Hacker.
Vatikan auch im Visier chinesischer Hacker
Bei der mutmaßlichen Attacke scheint es sich um eine "Distributed-Denial-of-Service attack" (DDoS-Angriff) zu handeln, bei dem durch den massenhaften Aufruf von Webseiten durch eine Vielzahl von Rechnern ein Server überlastet werden soll. DDoS-Angriffe sind verhältnismäßig einfach auszuführen und daher ein beliebtes Instrument für Cyberangriffe. Vor einer Woche hatte es einen ähnlichen Angriff auf die Website des EU-Parlaments gegeben, nachdem das Parlament eine Resolution verabschiedet hatte, in dem Russland als "dem Terrorismus Vorschub leistender Staat" bezeichnet wurde. Zu dem Angriff hat sich eine kremlnahe Hackergruppe bekannt. Für den Vorfall im Vatikan liegt derzeit kein Bekennerschreiben vor.
Der Vatikan und andere katholische Institutionen stehen seit Jahren im Visier von Hackern. Bislang lag der Schwerpunkt der Angreifer aber in China. Aufgrund der Verhandlungen über ein neues Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und China sowie der Demokratiebewegung in Hongkong sollen staatsnahe chinesische Hackergruppen teilweise erfolgreich kirchliche Server angegriffen haben. 2020 sei Medienberichten zufolge die IT des Vatikan infiltriert worden. Auch die Diözese Hongkong sowie das deutsche China-Zentrum in Sankt Augustin seien auf ähnliche Weise angegriffen worden. 2018 wurde Vatican News Opfer einer Sicherheitslücke: Unbefugten war es aufgrund eines technischen Fehlers möglich, beliebige Inhalte auf der Seite anzuzeigen. (fxn)