Razzia bei Klimaaktivisten

Jesuit Alt kritisiert "Hexenjagd" auf "Letzte Generation"

Veröffentlicht am 13.12.2022 um 14:14 Uhr – Lesedauer: 

Nürnberg ‐ "Ist das peinlich oder schäbig oder beides?", fragt der Nürnberger Jesuit Jörg Alt angesichts einer bundesweiten Razzia gegen Klimaaktivisten der "Letzten Generation". Er sieht in den Hausdurchsuchungen eine "Hexenjagd".

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Der Nürnberger Jesuit Jörg Alt hat die bundeweite Razzia gegen Klimaaktivisten der "Letzten Generation" kritisiert. "Dass Regierungen nicht mögen, wenn man ihnen Rechtsbruch vorwirft, war zu erwarten", sagte Alt am Dienstag auf Anfrage von katholisch.de. "Stattdessen beginnen sie eine Hexenjagd gegen Menschen, die die Regierung mit Namen und Gesicht auffordern, endlich diesen ihren Job zu erledigen", so der Jesuitenpater. "Ist das peinlich oder schäbig oder beides?"

Am Dienstagmorgen hat die Polizei Medienberichten zufolge bundesweit Wohnungen von Mitgliedern der "Letzten Generation" durchsucht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Neuruppin lautet demnach "Bildung einer kriminellen Vereinigung". Es geht dabei vor allem um Übergriffe gegen eine Raffinerie im April 2022, wo immer wieder die Ölversorgung gestört worden sein soll. Die Klimaaktivisten bestätigten die Durchsuchungen am Dienstag auf Twitter. Demnach hat es ab 5 Uhr morgens 11 Hausdurchsuchungen gegeben. Dabei seien elektronische Geräte wie Laptops und Handys sowie Plakate konfisziert worden.

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Alt monierte gegenüber katholisch.de, dass weder die Regierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch die Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf Kurs seien, die Verpflichtungen des Pariser Klimaschutzabkommens zu erfüllen. "Ebenso wenig sind sie auf Kurs, den Auftrag zu erfüllen, der im 'Klimaurteil' des Bundesverfassungsgerichts an die Regierung gerichtet wird", so Alt. Der Jesuit gehört zu den bekanntesten kirchlichen Unterstützern der Bewegung. Auf Twitter teilte der Ordensmann mit, dass es in Nürnberg eine Hausdurchsuchung gegeben habe. "Das war (noch) nicht bei mir, aber auch ich rechne inzwischen mit allem."

Seit Anfang des Jahres sorgt die "Letzte Generation" mit Straßenblockaden und anderen Protestaktionen in vielen deutschen und europäischen Städten für Aufsehen, kontroverse Debatten und Polizeieinsätze. Die meist jungen Aktivisten der Gruppe sehen sich selbst als Teil der letzten Generation, die den drohenden Klimakollaps noch verhindern kann. Von einzelnen Kirchenvertretern hat die Protestgruppe in den vergangenen Monaten Unterstützung erfahren. So äußerte etwa der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, Verständnis gegenüber den Umweltaktivisten. "Man kann zu diesen Leuten und ihren Aktionen stehen, wie man will, aber irgendwie wurden sie aus der Lethargie geweckt, die noch viel zu viele von uns entspannt in die Zukunft blicken lässt", sagte er bei einer Predigt. Auch der Münchener Kardinal Reinhard Marx äußerte Verständnis, dass die Aktivisten ihre rechtsstaatlichen Möglichkeiten "sehr weit ausschöpfen". Sie wollten damit sichtbar machen, "dass wir an einem Wendepunkt stehen". (cbr)