Oberhirte befürchtet durch Gesetzesinitiative "moralischen Dammbruch"

Wegen Öffnung der Ehe: Erzbischof Haas sagt Parlaments-Messe ab

Veröffentlicht am 16.12.2022 um 11:51 Uhr – Lesedauer: 

Vaduz ‐ In Liechtenstein soll bald ein Gesetz zur Öffnung der Ehe ausgearbeitet werden. Das passt dem dortigen Erzbischof Wolfgang Haas nicht. Er hat deswegen die traditionelle Messe zur Parlamentseröffnung abgesagt – und kritisiert den Entwurf.

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Der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, hat die traditionelle Messe zur Eröffnung des Liechtensteiner Parlaments am 26. Januar abgesagt. Grund dafür ist eine Gesetzesinitiative zur Öffnung der Ehe, schreibt Haas in einem im Dezember erschienenen Hirtenwort, das das Portal "kath.ch" am Donnerstag veröffentlicht hat. Er habe diese Entscheidung getroffen, "da eine solche liturgische Feier im Hinblick auf das parlamentarische Verhalten der weit überwiegenden Mehrzahl unserer Landtagsabgeordneten in einer wesentlichen Angelegenheit der christlichen Ethik keinen Sinn mehr ergibt".

Haas betont, dass seine Einstellung zur Öffnung der Ehe nicht seine Privatmeinung sei, sondern auf einem Dokument der vatikanischen Glaubenskongregation beruhe. Seine Eingaben zu dem Thema hätten jedoch bei den Abgeordneten "nicht die erhoffte Wirkung erzielt". Mit einer großen Mehrheit sei die sogenannte Motion zur Ausarbeitung einer entsprechenden Gesetzesvorlage an die Regierung überwiesen worden, also wurde "für die Einführung dieser sowohl dem natürlichen Empfinden, dem vernunftgemässen Naturrecht wie insbesondere dem christlichen Verständnis des Menschen, wie es der göttlichen Schöpfungsordnung entspricht, widersprechende Pseudo-Ehe votiert", so Haas wörtlich. Er befürchtet einen "moralischen Dammbruch" durch die von ihm so bezeichnete "Gender- und LGBT-Propaganda". Weiterhin führt er an, die Öffnung der Ehe stehe im Widerspruch zu den christlichen Grundlagen der Liechtensteiner Landesverfassung.

Haas ist seit 1997 Erzbischof von Vaduz, die Erzdiözese wurde erst mit seinem Amtsantritt errichtet. Zuvor war er Bischof im schweizerischen Bistum Chur. Seine dortige Amtszeit wurde von zahlreichen Konflikten begleitet. Auch in Vaduz sorgt sein als konservativer geltender Kurs immer wieder für Kontroversen. So hatte er beispielsweise bekanntgegeben, dass seine Diözese nicht am weltweiten synodalen Prozess teilnehmen werde. Daraufhin hatte ein Laienverband den Prozess ohne die Mitwirkung des Erzbischofs begonnen. (cph)