Mann hatte sich von Landesvorsitzendem Höcke ein Buch signieren lassen

Nach Vorfall bei AfD-Veranstaltung: Diözese mahnt Internatsleiter ab

Veröffentlicht am 16.12.2022 um 12:19 Uhr – Lesedauer: 

Bad Mergentheim/Rottenburg ‐ Ein Internatsleiter in Diensten des Bistums Rottenburg-Stuttgart hatte sich ein Buch des als rechtsextremistisch eingestuften AfD-Politikers Björn Höcke signieren lassen und ihm "Weiter so!" zugerufen. Dieses Verhalten hat nun Konsequenzen.

  • Teilen:

Das Bistum Rottenburg-Stuttgart hat nach der Teilnahme eines ihrer Internatsleiter an einer AfD-Parteiveranstaltung Konsequenzen gezogen. Der Diakon im Zivilberuf erhalte auch wegen seines Verhaltens nach der Veranstaltung am 18. November im baden-württembergischen Assamstadt eine Abmahnung, teilte die Diözese am Freitag mit. Zudem werde er zeitnah eine persönliche Auszeit in einer kirchlichen Einrichtung nehmen und sich bei einem Elternabend im Internat Maria Hilf dem Kollegium, den Eltern und Kindern gegenüber erklären. Dies sei das Ergebnis eines Personalgesprächs im Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg in dieser Woche.

Internatsleiter hatte sich Höcke-Buch signieren lassen

Das Bistum hatte am Montag Medienberichte bestätigt, wonach sich der Internatsleiter aus Bad Mergentheim am Ende der Veranstaltung von dem durch den Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke ein Buch hatte signieren lassen und dem Politiker danach "Weiter so!" zugerufen hatte. Die Anfrage eines Journalisten zu dem Vorfall hatte der Mann danach in einer E-Mail mit persönlichen Angriffen gegen den Medienvertreter quittiert. Dieser machte die Angelegenheit daraufhin öffentlich.

In einer persönlichen Stellungnahme bedauerte der Internatsleiter laut Bistum jetzt, dass "durch ein fehlerhaftes Verhalten von meiner Seite" in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden sei, dass er rechtsradikale, menschenverachtende, fremdenfeindliche und antisemitische Positionen vertrete. Dies sei aber nicht der Fall. "Ich bin seit meiner frühesten Jugend in der katholischen Kirche und im christlichen Glauben beheimatet. Entsprechend ist mein ganzes Denken und Handeln durch die christliche Botschaft geprägt", erklärte der Mann. Da er durch Ereignisse während der Corona-Pandemie seine politische Heimat verloren habe, sei er bei der Suche nach Alternativen zum Beispiel beim Thema Familienbild bei der AfD fündig geworden.

"Ich habe mich hier gewaltig verlaufen"

Seinen Auftritt mit Björn Höcke bezeichnete der Internatsleiter nach Angaben der Diözese jedoch als Fehler: "Ich habe mich hier gewaltig verlaufen. Das ist mir erst spät, auch durch das Gespräch mit meinen Dienstvorgesetzten in Rottenburg, klar geworden." Der begangene Fehler laste schwer auf ihm. Für die E-Mail an den Journalisten entschuldige er sich – und wolle nun versuchen, verloren gegangenes Vertrauen wieder neu aufzubauen.

Das Bistum hatte nach dem Vorfall erklärt, Höckes Positionen seien mit dem christlichen Menschenbild "in keiner Weise vereinbar". Bischof Gebhard Fürst hatte den Internatsleiter laut Bistum zudem um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. (stz)