Aktuelle Fragen und Antworten zu Benedikt XVI.

Liturgie bis Glockengeläut: Was passiert, wenn ein Emeritus stirbt?

Veröffentlicht am 29.12.2022 um 16:36 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Seit Mittwochvormittag brodelt die Gerüchteküche, was im Fall des Todes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. passiert. Katholisch.de hat Leserfragen gesammelt und recherchiert, was zu Beerdigung, Grablege und Glockengeläut bekannt ist.

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Nachdem Papst Franziskus Mitte der Woche gesagt hatte "Er ist sehr krank", rumort es in der katholischen Welt. Mit dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. stellen sich einige Fragen. Katholisch.de versucht, erste Leserfragen zu beantworten.

Was passiert nach dem Tod des Emeritus?

Dazu gibt es nun immer mehr Informationen. Benedikt habe sich eine einfache Bestattung gewünscht, hieß es von Vatikansprecher Matteo Bruni kurz nach dem Tod des Emeritus. Der Verstorbene wird am 2. Januar ab 9:30 Uhr in Sankt Peter aufgebahrt werden. Das Requiem findet am 5. Januar statt. "Der Tod eines emeritierten Papstes ist eine neue Situation", erklärt der ehemalige Bonner Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards. Er geht wie einige Beobachter aber davon aus, dass der Vatikan ein ähnliches Vorgehen plant, wie bei den Trauerfeierlichkeiten eines im Amt verstorbenen Pontifex. Jedoch mit leichten Anpassungen: "Man muss sich die liturgischen Abläufe genau anschauen und an den richtigen Stellen modifizieren", so Gerhards. Ratzinger werde sicher mit den üblichen Ehren eines verstorbenen Papstes bestattet werden. Schließlich könne man ihn nicht wie einen Kardinal bestatten. "Der Papa Emeritus legte bisher immer viel Wert auf diese Rolle und Franziskus hat seine selbstgewählte Rolle respektiert." Die dadurch entstandene Unklarheit zeige sich nun noch einmal "in dieser bestürzenden Situation". Optisch sei Benedikt nie ganz zurückgetreten, daher müsse auch für die Bestattung ein entsprechendes Vorgehen gefunden werden, erklärt Gerhards. "Ich glaube, dass es einen Kompromiss zwischen dem barocken Stil Ratzingers und der Schlichtheit wie sie Franziskus bevorzugt geben wird." Manche Experten gehen davon aus, dass sich der Vatikan auch an Trauerfeiern für emeritierte Bischöfe orientieren könnte. Immerhin ist der Papst auch Bischof von Rom. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden zur Bestattung Gäste aus aller Welt in den Vatikan kommen.

Bild: ©picture-alliance/ dpa/dpaweb | Bartlomiej_Zborowski

Bei Papstbeerdigungen gilt eine simple Sitzordnung, sie ergibt sich aus der Reihenfolge der französischen Ländernamen. Das führt dann auch mal dazu, dass verfeindete Länder nebeneinandersitzen. Bei der Beerdigung von Johannes Paul II. (2005) waren 17 Könige, Königinnen und Prinzen, drei Kronprinzen, 57 Staatsoberhäupter, 28 Regierungschefs, zwölf Außenminister, 157 staatliche Delegationen, 14 Vertreter internationaler Organistaionen und 14 abgesandte anderer Religionen nach Rom gereist.

Hat Benedikt XVI. die Sterbesakramente empfangen?

Benedikt bekam neben medizinischer Versorgung auch spirituelle Begleitung. In den Tagen des Sterbens von Johannes Paul II. informierte der Vatikan regelmäßig über die liturgischen Feiern im Sterbezimmer und die Sakramente, die dem Sterbenden gespendet wurden. So sagte Vatikansprecher Matteo Bruni nach dem Tod des Emeritus am Samstag, dass Benedikt am Mittwoch die Krankensalbung empfangen habe.

Wer beerdigt einen emeritierten Papst?

Dem Requiem wird Papst Franziskus vorstehen, hieß es am Samstag vom Vatikan. Wie dies aussehen wird, ist jedoch noch nicht bekannt. In den vergangenen Monaten wurde bei einigen Feierlichkeiten der Vorsitz des Papstes angekündigt, doch wurden sie letztlich vom Dekan des Kardinalkollegiums geleitet, weil auch Papst Franziskus gesundheitlich angeschlagen ist. Dekan des Kollegiums ist zurzeit Giovanni Battista Re. Wahrscheinlich ist, dass Franziskus die "Ultima Commendatio" (Aussegnung) und "Valedictio" (Verabschiedung) vornimmt. Das tut er auch beim Tod eines Mitglieds des Kardinalskollegiums.

Wo werden Päpste eigentlich beerdigt?

Einige Päpste liegen in den Grotten von St. Peter in der Nähe des Petrusgrabes. Dort haben 23 der 264 verstorbenen Päpste ihre letzte Ruhestätte gefunden. Seit Pius X. (1903-1914) wurden alle nachfolgenden Päpste dort begraben. Manche Päpste wurden von dort in die Basilika umgebettet. So wurden beispielsweise die Gräber der Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. nach ihrer Seligsprechung hoch in die Petersbasilika verlegt. Andere Päpste liegen in römischen Kirchen. Oft weil sie eine besondere Verbindung zu der Kirche hatten oder während der Bauzeit von Neu-Sankt-Peter gestorben sind. Die Gräber der "deutschen" Päpste sind bzw. waren in Alt St. Peter (Bonifatius II.); den Grotten von St. Peter (Gregor V.; Leo IX.; Viktor II.); San Lorenzo Fuori le mura, Rom (Damasus II.); S. Maria dle Fiore, Florenz (Stephan IX.), S. Maria dell`Anima, Rom (Hadrian VI.). Ein Papstgrab gibt es auch in Deutschland: Clemens II. liegt im Bamberger Dom. Benedikt XVI. soll nach Informationen seines Biografen Peter Seewald verfügt haben, im früheren Grab Johannes Pauls II. bestattet zu werden, da er sich seinem Vorgänger sehr verbunden fühle. 

Ein Grab aus grauem Stein steht links von einem verzierten Bischofsstuhl
Bild: ©picture alliance/dpa/David Ebener

Das Papstgrab Clemens' II. im Bamberger Dom. Clemens war sehr eng mit Bamberg verbunden – er bezeichnete die Stadt sogar als seine "geliebte Braut".

Läuten alle Kirchenglocken, wenn der emeritierte Papst stirbt?

In Deutschland läuteten am Samstag einige Glocken. Im Erzbistum Köln hält man sich an das Procedere beim Tod eines amtierenden Papstes. Also läutete auch der “Dicke Pitter”, die Petersglocke. Das Erzbistum ruft zum Gebet für den Verstorbenen auf und schafft Trauermöglichkeiten für die Gläubigen. Zudem wird ein zentraler Gedenkgottesdienst stattfinden. Vom Tag des Todes bis zur Bestattung werden die Kirchen im Rheinland trauerbeflaggt. Ähnlich sieht es in Ratzingers Heimatbistum Passau aus. Dort stimmten die Pfarreien in ein gemeinsames Trauergeläut ein. Bis zum Tag der Beisetzung werden auch hier die Kirchen und kirchlichen Gebäude halbmast oder mit Trauerflor beflaggt. Anders sah es heute im Vatikan aus. Dort war kein Trauergeläut zu hören. Beim Tod eines amtierenden Papstes gehört dies jedoch zum üblichen Procedere.

Wann hat das letzte Mal ein Papst seinen Vorgänger beerdigt?

Dass ein Papst einen anderen Papst beerdigt, kann nicht passieren. Seit seinem Rücktritt ist Benedikt nicht mehr amtierender Papst der römischen Kirche, sondern emeritierter Papst bzw. emeritierter Bischof von Rom. Wenn man so will, hat jedoch Kardinal Ratzinger – der spätere Benedikt XVI - 2005 seinen Vorgänger Johannes Paul II beerdigt.

Wie sieht es gerade in Rom aus?

Ein Blick in die sozialen Netzwerke zeigt: außer dem Eintreffen zahlreicher Journalisten geht Rom seinem Alltag nach. Das Team der deutschen Redaktion von Radio Vatikan fühlt sich an die Tage rund um den Tod von Johannes Paul II. erinnert. "Viele sind besorgt und fragen uns vom deutschen Programm von Radio Vatikan, weil wir ja immer eine besondere Beziehung zu diesem Papst und diesem Pontifikat hatten", berichtet die Redaktion von Radio Vatikan. Auf dem Petersplatz sei das Bild weihnachtlich-normal: "Pilger und Touristen streifen über die Piazza, viele bleiben an der Krippe vor dem Obelisken stehen. Bestimmt beten auch viele im Stillen hier für Benedikt, der so oft in seiner Zeit als Papst 2005-13 hier auf dem Petersplatz die Messe gefeiert hat." Insgesamt sei jedoch bisher keine Aufregung in der Stadt zu spüren. Auch rund um Benedikts Residenz in den Vatikanischen Gärten sei dem Vernehmen nach alles wie immer, "durch die Gärten ziehen die üblichen Grüppchen von Touristen", hieß es bei Radio Vatikan am Donnerstag. Auch nach dem Tod des Emeritus habe sich an der Stimmung in der Stadt wenig geändert, berichtet Mountain Butorac im katholisch.de-Interview.

Von Benedikt Heider

aktualisiert am 31.12.; 14 Uhr.