Enthüllungen über Vatileaks, Fall Orlandi und Franziskus angekündigt

Gänswein-Buch soll wahres Gesicht von Benedikt XVI. an den Tag bringen

Veröffentlicht am 03.01.2023 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Rom/Vatikanstadt ‐ Noch ist der emeritierte Papst nicht beerdigt – doch die Arbeit an seinem Erbe läuft schon auf Hochtouren. Sein ehemaliger Privatsekretär Georg Gänswein will in einem Buch "die Wahrheit über eklatante Verleumdungen und obskure Manöver" ans Licht bringen.

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Erzbischof Georg Gänswein will mit einem Buch den verstorbenen Papst Benedikt XVI. ins rechte Licht rücken und sein Erbe verteidigen. Laut dem italienischen Verlag Piemme soll das gemeinsam mit dem Vatikan-Journalisten Saverio Gaeta verfasste Buch bereits am 12. Januar unter dem Titel "Nient'altro che la verità. La mia vita al fianco di Benedetto XVI" ("Nichts als die Wahrheit. Mein Leben an der Seite von Benedikt XVI.") erscheinen. Es sei an der Zeit, "die Wahrheit über die eklatanten Verleumdungen und obskuren Manöver" zu sagen, die vergeblich versucht hätten, "einen Schatten auf das Lehramt und die Handlungen des deutschen Papstes zu werfen", heißt es in der Verlagsankündigung. So werde "endlich das wahre Gesicht einer der größten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte offenbart, die von den Kritikern zu Unrecht als 'Panzerkardinal' oder 'Gottes Rottweiler' verunglimpft wurde".

Das Buch soll die "maßgebliche Rekonstruktion einer für die katholische Kirche ganz besonderen Zeit" werden und "Fragen zu rätselhaften Ereignissen wie den Vatileaks-Dossiers und den Geheimnissen des Orlandi-Falls, dem Pädophilie-Skandal und den Beziehungen zwischen dem emeritierten Papst und seinem Nachfolger Franziskus" ansprechen. Die Vatileaks-Affäre im Jahr 2011, bei der Geheimdokumente veröffentlicht wurden, die Vorwürfe von Korruption, Vetternwirtschaft und homosexuellen Seilschaften in der Kurie enthielten und das Geschäftsgebahren der Vatikanbank problematisierten, gilt als eine der Ursachen für den Rücktritt Benedikts XVI. vom Papstamt. Der Orlandi-Fall bezieht sich auf die Entführung der Tochter eines Vatikanangestellten im Jahr 1985. Das Schicksal der damals 15-jährigen Emanuela Orlandi ist bis heute nicht geklärt.

Medienoffensive seit dem Tod

Seit dem Tod des emeritierten Papstes am Samstag ist Gänswein in den Medien präsent. In mehreren Interviews betonte er die Bedeutung Benedikts XVI. und gab Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt des Verstorbenen. Gegenüber dem Fernsehsender EWTN hielt er eine schnelle Seligsprechung für möglich. Angekündigt ist außerdem ein Buch des Vatikan-Journalisten Orazio La Rocca, in dem die Auseinandersetzung des emeritierten Papstes mit dem Münchner Missbrauchsskandal der 1980er Jahre ein Schwerpunkt sein soll. Gänswein hat dazu ein Vorwort beigesteuert. Ohne Beiträge von Gänswein erscheint Ende Januar im Verlag Mondatori eine Sammlung von teilweise unveröffentlichten Aufsätzen Benedikts XVI. unter dem Titel "Che cos'e il cristianesimo – quasi un testamento spirituale" ("Was ist das Christentum – Beinahe ein geistliches Testament").

Gänswein war Joseph Ratzinger seit Jahrzehnten verbunden. Schon 1996 holte ihn der damalige Präfekt der Glaubenskongregation in seine Behörde, 2003 wurde er persönlicher Assistent Ratzingers. Nach der Papstwahl behielt er diese Aufgabe als Privatsekretär Benedikts XVI. bei. 2012 wurde er zum Präfekten des päpstlichen Hauses ernannt und 2013 zum Bischof geweiht. Als Präfekt wurde er 2020 durch Papst Franziskus beurlaubt, hält das Amt aber offiziell bis heute. Bis zuletzt stand er dem emeritierten Papst zur Seite. Welche Aufgaben er künftig übernehmen wird, ist nicht bekannt. Sein Mitautor Saverio Gaeta hat unter anderem für Radio Vatikan und den Osservatore Romano sowie als Romkorrespondent gearbeitet. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören Biographien der Päpste Johannes XXIII., Johannes Paul II. und Franziskus. (fxn)