Nach Gespräch mit Papst Franziskus

Medien: Erzbischof Gänswein verärgert – "Jetzt muss ich schweigen"

Veröffentlicht am 10.01.2023 um 13:11 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Noch vor der Beerdigung Benedikts XVI. wurde ein Enthüllungsbuch von Erzbischof Gänswein angekündigt. Am Montag war der ehemalige Privatsekretär des Emeritus bei Papst Franziskus geladen. Nun müsse er schweigen, berichtet eine italienische Zeitung.

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Georg Gänswein hat sich laut einem Bericht verärgert über die Vorabveröffentlichungen aus seinem Buch "Nichts als die Wahrheit" gezeigt. "Freunde, die ihn in den letzten Stunden gehört haben, erzählen von einem Mann, der sich verärgert zeigt von den 'böswilligen' Interpretationen der 'aus dem Zusammenhang gerissenen' Auszüge aus seinem Buch", schreibt die italienische Zeitung "Corriere della Sera" am Dienstag. Nun müsse er schweigen, habe Gänswein erklärt.

Gänswein war am Montag zur Audienz bei Papst Franziskus geladen. Seit dem Tod des emeritierten Papstes ist Gänswein in den Medien verstärkt präsent. In mehreren Interviews betonte er die Bedeutung Benedikts XVI. und gab Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt des Verstorbenen. Gegenüber dem Fernsehsender EWTN hielt er eine schnelle Seligsprechung für möglich. Noch vor der Beerdigung Benedikts wurde die Erscheinung eines Buches aus Gänsweins Feder mit dem Titel "Nient'altro che la verità. La mia vita al fianco di Benedetto XVI"  ankündigt. In den vergangenen Tagen veröffentlichten Medien Auszüge aus Gänsweins neuem Buch. Darin beklagt sich der ehemalige Privatsekretär über seine Behandlung durch Papst Franziskus, der ihn als Präfekt des Päpstlichen Hauses beurlaubt hatte. Als der Papst ihn im Februar 2020 von seinem Posten als "Präfekt des Päpstlichen Hauses" auf unbestimmte Zeit beurlaubte, sei er "schockiert und sprachlos" gewesen, so Gänswein. Der Erzbischof berichtete außerdem davon, dass der emeritierte Papst die Rücknahme seiner Lockerungen bei der Feier der vorkonziliaren Liturgie "mit Schmerz im Herzen" gelesen habe. Die öffentlichen Aussagen von Erzbischof Georg Gänswein nach dem Tod des emeritierten Papstes stießen bei Kardinälen und Erzbischöfen auf Befremden. "Es wäre besser gewesen zu schweigen. Jetzt ist nicht die Zeit für solche Dinge", sagte Kardinal Walter Kasper am Sonntag gegenüber der Zeitung "La Repubblica".

Indirekte Reaktion des Papstes auf Gänswein

Beobachter vermuteten in spontanen Äußerungen des Papstes am Wochenende eine indirekte Reaktion auf Gänswein. Bei seiner Predigt zu Epiphanie hatte Papst Franziskus abweichend vom ursprünglichen Manuskript eine spontane Bemerkung hinzugefügt: Nach dem Satz "Beten wir Gott an und nicht die falschen Götzen, die uns mit der Verlockung von Ansehen und Macht verführen" ergänzte er noch "mit der Verlockung falscher Nachrichten". Auch beim Angelus am Sonntag griff der Papst das Thema noch einmal auf: "Bin ich ein Jünger der Liebe Jesu oder ein Jünger des Klatsches, der spaltet? Klatsch ist eine tödliche Waffe: Er tötet, er tötet die Liebe, er tötet die Gesellschaft, er tötet die Brüderlichkeit. Fragen wir uns: Bin ich ein Mensch, der spaltet, oder ein Mensch, der mitfühlt?"

In der Verlagsankündigung des Gänswein-Buches heißt es, es sei an der Zeit, "die Wahrheit über die eklatanten Verleumdungen und obskuren Manöver" zu sagen, die vergeblich versucht hätten, "einen Schatten auf das Lehramt und die Handlungen des deutschen Papstes zu werfen"So werde "endlich das wahre Gesicht einer der größten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte offenbart, die von den Kritikern zu Unrecht als 'Panzerkardinal' oder 'Gottes Rottweiler' verunglimpft wurde". Eine deutsche Übersetzung wird im Herder-Verlag erscheinen. Auf Anfrage teilte der Verlag mit, dass weder der Veröffentlichungstermin noch der deutsche Titel feststehen. (ben)