Bischof soll Prozess gemacht werden – Vatikan schaltet sich ein
Der Vatikan hat offenbar Kontakt mit dem sandinistischen Regime in Nicaragua aufgenommen. Das bestätigte die Kirche in dem mittelamerikanischen Land. Hintergrund ist die Entscheidung eines Gerichts in Nicaragua, Bischof Rolando Alvarez den Prozess zu machen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm "Verbreitung von Falschnachrichten" und "Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Integrität" vor.
Der Vorsitzende der Nicaraguanischen Bischofskonferenz, Bischof Carlos Enrique Herrera Gutierrez, sagte dem Portal "Despacho 505" (Mittwoch Ortszeit), der Heilige Stuhl befinde sich in entsprechenden Gesprächen, um herauszufinden, was genau dem Bischof vorgeworfen werde. Alvarez ist Bischof von Matagalpa und Apostolischer Administrator für die Diözese Esteli. Für letztere wurde nun ein vorübergehender Stellvertreter gefunden, wie Herrera weiter sagte. Die Funktion des pastoralen Koordinators übernimmt demnach der katholische Geistliche Frutos Valle. Er könne nicht Nachfolger genannt werden, da ja Bischof Alvarez derzeit nicht physisch präsent sein könne, so Herrera.
Bischof Alvarez seit Monaten in Polizeigewahrsam
Alvarez, der sich seit Monaten in Polizeigewahrsam befindet, weiß seit dieser Woche, dass er sich einem Gerichtsverfahren stellen muss. Einen Termin dafür gibt es noch nicht. Wird der 56-Jährige verurteilt, drohen ihm mehrere Jahre Haft. Die zuständige Richterin kündigte an, zunächst weiteres Beweismaterial gegen den inzwischen international bekannten Dissidenten sammeln zu wollen.
Wie das Portal "La Prensa" berichtet, entschied das Gericht zudem, dass Alvarez im Hausarrest auf sein Verfahren warten muss. Angehörige berichteten, ihm sei untersagt worden, eine eigene Verteidigung zu stellen; stattdessen sei ihm eine Pflichtverteidigung zugewiesen worden. Das Menschenrechtszentrum CALIDH bewertet den Prozess als willkürlich und parteiisch. Zahlreiche Standards würden nicht eingehalten, die Rechte des Beschuldigten nicht gewahrt.
Alvarez war bereits im August unter Hausarrest gestellt worden. Mit ihm wurden mindestens elf Priester festgenommen. Sie hatten – ebenso wie er – wiederholt die herrschenden Zustände in dem Land offen angeprangert. Immer wieder werden darüber hinaus Forderungen laut, ranghohe Kirchenführer sollten sich zur Lage in Nicaragua äußern. Das Land erlebt seit Jahren eine schwere innenpolitische Krise. (KNA)