Kretschmann lobt Missbrauchsaufarbeitung der katholischen Kirche
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich positiv über die Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche geäußert. "Im Großen und Ganzen macht sie das richtig", sagte der Politiker am Donnerstagabend im Südwestrundfunk (SWR). Die Kirche müsse sich jetzt reinigen und das tue sie auch. Und weiter: "Die meisten Bischöfe machen das wirklich sehr, sehr sorgfältig und mit großem Engagement." Beispielhaft nannte er den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, dieser gehe mit "großem Ernst und Konsequenz" gegen das Übel des Missbrauchs vor. Kretschmann, der selbst katholisch ist und bis 2021 Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) war, äußerte sich in der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg".
Kretschmann zeigte sich in der Sendung zugleich besorgt über die anhaltend hohe Zahl von Kirchenaustritten in Deutschland. Das Christentum präge Europa seit mehr als zweitausend Jahren, es gehöre neben der Aufklärung und der griechischen Philosophie "zur Seele Europas". "Und wenn wir jetzt solch einen starken Prozess der Entkirchlichung haben, dann kann da leicht etwas wegbrechen", so der Politiker. Dies mache ihm Sorgen.
Kretschmann appellierte an zweifelnde Katholiken, sich nicht ganz von der Kirche abzuwenden. Wenn man sich etwa so sehr daran störe, dass in der katholischen Kirche Frauen nicht zu Priesterinnen geweiht würden, könne man auch in die evangelische Kirche wechseln. "Da bin ich genauso guter Christ. Man muss nicht einfach austreten, man kann auch in eine andere Konfession übertreten", erklärte der 74-Kährige. Er selbst sei "ein ganz überzeugter Vertreter, dass Frauen Priester werden können". Die evangelische Kirche, in der es Pfarrerinnen gebe, habe allerdings ganz ähnliche Austrittszahlen. (stz)