Der blockierte Glückwunsch
Jetzt ist ein besonders bizarres Beispiel legislativer politischer Lähmung bekanntgeworden. Seit nunmehr 17 Monaten liegt im US-Kongress ein Vorschlag auf Eis, der kein Gesetzentwurf, sondern ein simpler Glückwunsch ist. Als Mitte März 2013 Papst Franziskus gewählt wurde und sein Pontifikat antrat, versuchte man es wieder mal mit der in Washington oft beschworenen, aber kaum existenten Überparteilichkeit.
Der Demokrat John Larson aus Connecticut und der Republikaner Peter T. King aus New York, beide Katholiken, entwarfen einen kurzen Glückwunschtext, in dem dem neuen Papst unter anderem Respekt für seine "inspirativen Verlautbarungen und Handlungen" gezollt wurde. Die Resolution kam jedoch nicht weit. Nur 223 Abgeordnete des Repräsentantenhauses mochten sich anschließen, darunter nur 20 Republikaner.
"Zu liberal" für einen Glückwunsch?
Im Dezember, neun Monate nach Franziskus' Wahl, wurde die Resolution an den Außenpolitischen Ausschuss des Repräsentantenhauses weitergereicht. Dort liegt sie heute noch, neben unzähligen anderen papiernen Opfern der Washingtoner Dauerblockade. Inzwischen ist durchgesickert, dass viele konservative Kongressabgeordnete den Papst aus Argentinien als "zu liberal" einschätzen - ein Urteil, das in der Zwischenzeit aus Sichtweise dieser Volksvertreter eher erhärtet wurde. Ein Abgeordneter, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagte einer Zeitung, Papst Franziskus erinnere ihn zu sehr an Präsident Barack Obama. Auch dass er so viel "über Gleichheit" spreche, stoße einigen Konservativen übel auf.
Die Episode bringt das US-Parlament, das zurzeit ohnehin mit epochal niedrigen Umfragewerten ausgestattet ist, noch ein wenig mehr bei der Bevölkerung in Misskredit, wenn das Thema Papstbesuch aktuell wird. Papst Franziskus wird für September 2015 in den USA erwartet, und der Sprecher des Repräsentantenhauses, der Republikaner und Katholik John Boehner aus Ohio, hat ihn zu einer gemeinsamen Sitzung beider Kammern des Kongresses eingeladen.
Wenig enthusiastische Einladung
Diese Einladung, so geben Kommentatoren zu bedenken, wirke nicht sehr enthusiastisch von einer Institution, die sich immer noch nicht zu ein paar einfachen Worten des Glückwunsches habe durchringen können. Vielleicht wird der Kongress dem Papst im kommenden Jahr aber zumindest mündlich und ohne formellen Beschluss gratulieren können.
Von Ronald Gerste (KNA)