"Pell go to hell": Proteste bei Trauerfeier für Kardinal George Pell
Mit einer Trauerfeier hat sich das Erzbistum Sydney von dem verstorbenen australischen Kardinal George Pell verabschiedet. In einem Park gegenüber der Kathedrale kam es Medienberichten zufolge am Donnerstag auch zu Protesten. Unter dem Motto "Pell go to hell" ("Pell, fahr zur Hölle") demonstrierten Homosexuellenorganisationen, Missbrauchsbetroffene sowie deren Angehörige. Dabei sei es auch zu Rangeleien zwischen Gegnern und Anhängern von Pell gekommen, hieß es. An der Trauerfeier selbst und auf dem Platz vor der Kathedrale nahmen etwa 2.000 Menschen teil. Der Kurienkardinal war überraschend am 10. Januar in Rom im Alter von 81 Jahren gestorben.
Im Jahr 2018 war Pell weltweit in die Schlagzeilen geraten, als er von einem Strafgericht in Melbourne wegen angeblichen sexuellen Missbrauchs zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. 2020 wurde er vom Obersten Gerichtshof aus Mangel an Beweisen freigesprochen und nach 405 Tagen aus dem Gefängnis entlassen. Danach kehrte er nach Rom zurück. Derzeit ist in Australien in Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen noch ein zivilrechtliches Verfahren gegen ihn anhängig. Es soll laut australischen Medien auch nach seinem Tod weitergehen.
"Unser geliebter ehemaliger Erzbischof"
Sydneys Erzbischof Anthony Fisher leitete die Trauerfeier für "unseren geliebten ehemaligen Erzbischof". Pell sei ein "Gigant der katholischen Kirche Australiens gewesen", so Fisher Medienberichten zufolge. Die Gerichtsverfahren gegen den Kardinal habe der Nachfolger Pells im Amt des Erzbischofs von Sydney eine "politische Kampagne" von Polizei und Medien genannt. "Auch nachdem er vom höchsten australischen Gericht einstimmig entlastet wurde, dämonisierten ihn einige weiterhin."
David Pell nannte die Vorwürfe gegen seinen Bruder George eine "Schmierenkampagne". Auch Berichte über mangelndes Mitgefühl seines Bruders gegenüber Missbrauchsbetroffene seien "einfach nicht wahr".
Unter den prominenten Weggefährten Pells waren die beiden ehemaligen Premierminister John Howard und Tony Abbott. Begleitet vom Applaus der Trauergäste verteidigte Abbott Medienberichten zufolge Pell gegen Missbrauchsvorwürfe und nannte ihn einen "Helden, der zum Sündenbock für die katholische Kirche gemacht wurde". Abbott habe unter anderen "Pell-Studiengänge, Kurse über die Spiritualität Pells, Pell-Vorlesungen, Pell-Gymnasien" gefordert. (KNA)