Priester: Afrikanische Kirche oft "konservativer" als Papst Franziskus
Nach Ansicht des südafrikanischen Jesuiten Russell Pollitt sind manche Szenen des aktuellen Papstbesuchs in der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan aus kirchenpolitischer Sicht irreführend. In den Hauptstädten Kinshasa und Juba wurde Franziskus von Zigtausenden Gläubigen empfangen, die ihm zujubelten. Dabei pflegen die meisten wohl "Ansichten im Widerspruch zur progressiven Vision" des Papstes, schreibt der Experte in einem Leitartikel des Magazins "The Continent" (Samstag).
Weiter macht Pollitt auf Anliegen aufmerksam, die afrikanische Bischöfe und der Papst teilten. Ihnen allen liege etwa der Kampf gegen Armut, Krieg und soziale Ungerechtigkeit am Herzen, ebenso der Umweltschutz. Komplizierter werde es aber bei Themen wie Wiederheirat oder Homosexualität. "Es ist kein Geheimnis, dass viele katholische Führer aus Afrika den Stil, die Vision und die Reformagenda von Papst Franziskus nicht mit offenen Armen begrüßen", so der Ordensmann.
Auch junge Priester konservativer
Selbst viele junge Priester aus Afrika pflegten eine "viel konservativere Theologie" als Papst Franziskus, erklärte Pollitt. Das wirke sich bis auf die Gemeindeebene aus. Da die Kirche in Afrika derzeit am schnellsten wachse, werde der konservativere Kurs in den kommenden Jahren auch den globalen Katholizismus beeinflussen.
Papst Franziskus besuchte von Dienstag bis Freitag den Kongo, anschließend reiste er weiter in den Südsudan. Dort wird er bei einer historischen ökumenischen Friedensmission begleitet von Anglikaner-Primas Justin Welby von Canterbury und dem Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields. Die Reise der drei Kirchenoberhäupter endet am Sonntag. (KNA)