Weltkirche-Bischof Meier ermutigt in Abu Dhabi christliche Minderheit
Der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier hat die christliche Minderheit auf der arabischen Halbinsel ermutigt, die Gesellschaft mitzugestalten. Eine kleine Prise Salz könne ausreichen, um einem Essen Geschmack zu verleihen, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag bei einem Gottesdienst vor 3.000 Teilnehmern in Abu Dhabi.
Christen sollten als "Salz der Erde" ihren Glauben selbstbewusst leben, dürften sich aber nicht in ein Ghetto zurückziehen, mahnte der Bischof, der sich derzeit im Rahmen des christlich-muslimischen Dialogs in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufhält. Notwendig seien gute Beziehungen zu anderen Gemeinschaften und Beteiligung am gesellschaftlichen Leben.
Meier nimmt unter anderem an der Verleihung des Zayed-Preises für menschliche Brüderlichkeit durch das Hohe Komitee für menschliche Geschwisterlichkeit teil, wie die Deutsche Bischofskonferenz mitteilte. Die Reise zum Internationalen Tag der menschlichen Geschwisterlichkeit steht den Angaben zufolge in Tradition des Treffens von Papst Franziskus mit dem Großimam der ägyptischen Al-Azhar-Moschee, Ahmad al-Tayyib, der als höchste geistliche Autorität im sunnitischen Islam gilt. Am 4. Februar 2019 trafen beide in Abu Dhabi zusammen und unterzeichneten das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt, mit dem unter anderem das Hohe Komitee begründet wurde.
"Wegmarke des christlich-muslimischen Dialogs"
Das auch als Abu-Dhabi-Dokument bekannte Abkommen stelle "eine bedeutende Wegmarke des christlich-muslimischen Dialogs dar", betonte Meier im Vorfeld seiner Reise. "Wenn die Angehörigen unterschiedlicher Religionen den Tag der Geschwisterlichkeit begehen, sind sie auch heute auf dieser Spur der Geschwisterlichkeit unterwegs."
Laut Mitteilung sind neben der Preisverleihung auch Treffen mit der christlichen Minderheit der Emirate geplant, darunter mit dem Leiter des Apostolischen Vikariats Südliches Arabien, Bischof Paolo Martinelli, und dessen Vorgänger, Bischof Paul Hinder. Zudem werde Meier an der vom emiratischen Ministerium für Toleranz und Koexistenz sowie dem Muslimischen Ältestenrat ausgerichteten Konferenz Global Tolerance and Human Fraternity Summit teilnehmen. In diesem Rahmen soll es auch Gespräche mit dem Toleranzminister Scheich Nahyan bin Mubarak Al Nahyan sowie dem Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Abdassamad El Yazidi, geben.
Unterdessen erhielten die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio und die kenianische Aktivistin Shamsa Abubakar Fadhil den diesjährigen Scheich-Zayed-Preis für die Brüderlichkeit aller Menschen. Die Verleihung fand am Samstag statt, wie die Veranstalter am Wochenende mitteilten. Die Auszeichnung für die 1968 in Rom gegründete Gemeinschaft Sant'Egidio würdigt deren Friedensdiplomatie in Konflikten weltweit, aber auch die von ihr initiierten "humanitären Korridore", die Flüchtlingen eine legale und sichere Einreise nach Europa ermöglichen. Die Kenianerin Fadhil wird unter anderem für ein Hilfsprogramm geehrt, mit dem sie Hunderte von Jugendlichen in Mombasa vor dem Abgleiten in Kriminalität und Extremismus bewahrte.
Katholiken stellen in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Minderheit dar. Etwa 76 Prozent der dort lebenden Menschen sind muslimischen Glaubens, vermutlich mehr als 10 Prozent sind katholisch; die meisten Katholiken, die die einen Großteil der Christen darstellen, sind Ausländer. (mpl/KNA)
5.2., 15:40 Uhr: Ergänzt um sechsten Absatz.