Zweifel an Umgang mit Berufungen und geistlichen Gemeinschaften

Nach ausgesetzten Weihen: Papst ordnet Visitation von Bistum an

Veröffentlicht am 07.02.2023 um 13:41 Uhr – Lesedauer: 

Paris/Fréjus-Toulon ‐ Im Bistum Fréjus-Toulon wurden bislang ungewöhnlich viele Weihen gespendet – im vergangenen Jahr intervenierte der Vatikan und verhängte einen Stopp. Nun beauftragt Rom einen Apostolischen Visitator, in der Diözese nach dem Rechten zu sehen.

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Nach der Aussetzung von Priesterweihen auf Anweisung des Vatikans wird das südfranzösische Bistum Fréjus-Toulon nun einer apostolischen Visitation unterzogen. Laut dem am Dienstag von der Diözese veröffentlichten Schreiben der Apostolischen Nuntiatur in Paris beginnt die Visitation durch den vom Bischofsdikasterium dafür beauftragten Erzbischof von Dijon, Antoine Hérourd, am kommenden Montag. Begründet wird die Visitation mit "einer Reihe von Problemen in der Diözese", ohne dass die Nuntiatur näher darauf eingeht.

Im vergangenen Jahr gab es bereits eine Visitation des Bistums durch den zuständigen Metropoliten, Kardinal Jean-Marc Aveline, die zur Aussetzung der Weihen führte. Die nun angeordnete Visitation biete die Gelegenheit, "die von Kardinal Aveline während seines brüderlichen Besuchs geleistete Arbeit zu vertiefen und fortzusetzen", teilte das Bistum mit. So werde es möglich, die Situation der Diözese umfassender und klarer zu sehen. Bei der Visitation werde eine große Zahl von Klerikern und Laien in verantwortlichen Stellungen angehört. Das Bistum hat außerdem eine Kontaktadresse eingerichtet, unter der Eingaben an die Visitatoren gemacht werden können.

Ungewöhnlich viele geistliche Gemeinschaften angesiedelt

Die Gründe für die Aussetzung der Weihen im vergangenen Jahr wurden nicht offiziell bestätigt, Medien vermuteten Mängel in der Ausbildung oder Eignung der Kandidaten. Mehrere Vatikanbehörden sollen sich seit Jahren für eine Umstrukturierung des Priesterseminars und eine veränderte Aufnahmepolitik der Diözese ausgesprochen haben. In der Diözese Fréjus-Toulon werden regelmäßig überdurchschnittlich viele Kleriker geweiht. Ihr Bischof Dominique Rey gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Neuevangelisierung in Frankreich. Seit seinem Amtsantritt 2000 hat er um die 20 Neue Geistliche Gemeinschaften in seiner Diözese angesiedelt, von denen einige Medienberichten zufolge sektenartige Züge trügen. Rey kündigte an, bereit für den Dialog mit Rom zu sein.

Ebenfalls im Juni 2022 entzog Rey einer traditionalistischen benediktinischen Gemeinschaft in seiner Diözese die kirchliche Anerkennung. Zuvor waren bereits zwei Mitglieder der Gemeinschaft von der Ausübung ihres priesterlichen Dienstes suspendiert worden, nachdem bekannt wurde, dass im April in der Gemeinschaft unerlaubt Diakonen- und Priesterweihen gespendet wurden. Im selben Monat wurde bekannt, dass eine Visitation der charismatischen Gemeinschaft "Eucharistein", die ihren Sitz in Fréjus-Toulon hat, Defizite im Bereich von Führung, Ausbildung und im Umgang mit den Mitgliedern aufweist. (fxn)