Neues Buch wird im Vatikan wohlwollender aufgenommen

Zweiter Privatsekretär veröffentlicht Erinnerungen an Benedikt XVI.

Veröffentlicht am 10.02.2023 um 13:46 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Noch ein Benedikt-Buch erscheint, und wieder ist ein enger Vertrauter der Autor. Doch der einstige Privatsekretär Alfred Xuereb setzt ganz andere Akzente als Georg Gänswein – das kommt auch im Vatikan gut an.

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Auch der zweite Sekretär von Benedikt XVI. hat ein Buch über seine Zeit mit dem Papst veröffentlicht – anders als das Gänswein-Buch werden die Memoiren von Erzbischof Alfred Xuereb (Foto oben, rechts) im Vatikan aber mit offenen Armen empfangen. Das Buch mit dem Titel "I miei giorni con Benedetto XVI." ("Meine Tage mit Benedikt XVI.") wurde am Donnerstag offiziell im Konferenzraum des Kommunikationsdikasteriums vorgestellt. Xuereb war ab 2007 neben Georg Gänswein zweiter Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. Bei der Pressekonferenz betonte Xuereb, dass er kein Enthüllungsbuch verfassen wollte. "Der Hauptzweck des Buches besteht darin, den Lesern zu sagen: 'Das ist der Mann, den ich kennenlernen durfte'. Sie werden darin keine vertraulichen Informationen finden: Ich möchte nur die Persönlichkeit, die Seele eines Pontifex enthüllen, dessen öffentliches Bild nur teilweise bekannt ist oder durch absichtliche Veränderungen verzerrt wird", betonte der Erzbischof.

Xuereb berichtet davon, wie sich der Papst interessiert an den Traditionen seiner maltesischen Heimat zeigte, "vor allem an denen, die mit Weihnachten und Ostern zusammenhängen". Besonders gut habe ihm die Prozession mit dem Jesuskind am Weihnachtsabend gefallen, von der Xuereb ihm erzählt habe. Im Gegenzug hätte der Papst aus seiner Kindheit erzählt, etwa vom Besuch des Nikolaus. "Er war so schön gekleidet, so golden, sagte er, dass wir keinen Zweifel daran hatten, dass er wirklich St. Nikolaus war", gibt der Erzbischof Benedikt wieder.

Das wahre Bild von Benedikt XVI. zeichnen

Das Buch solle dazu beitragen, das wahre Bild von Benedikt XVI. zu zeichnen: "Die Details der Gespräche bei Tisch, die feinfühlige Aufmerksamkeit gegenüber denjenigen, die ihn während des Tages bedienten, die weihnachtliche Atmosphäre, seine geistreichen Witze, seine Liebe zu Tieren, Lieder und Kindheitserinnerungen werden dazu beitragen, das menschliche und geistige Profil dieses großen Mannes zu entdecken", zeigte sich Xuereb überzeugt. Papst Franziskus hatte am Sonntag über eine Instrumentalisierung des Todes seines Vorgängers geklagt. Bei der Pressekonferenz stimmte Xuereb dem zu. Sein Buch beschränkt sich auf die Zeit bis zum Papstrücktritt und verzichtet auf Bewertungen des gegenwärtigen Pontifikats.

Der 1958 auf der maltesischen Insel Gozo geborene Geistliche steht heute im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls. Nach der Wahl von Franziskus zum Papst war er zunächst dessen erster Privatsekretär, bis er 2014 Generalsekretär des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates wurde. 2018 wurde er Nuntius in Südkorea und der Mongolei. Mit dem neuen Amt war auch die Ernennung zum Titularerzbischof verbunden.

Auch das Erinnerungsbuch Gänsweins wurde mit der Absicht angekündigt, die Person Benedikts ins rechte Licht zu rücken. Es sei an der Zeit, "die Wahrheit über die eklatanten Verleumdungen und obskuren Manöver" zu sagen, die vergeblich versucht hätten, "einen Schatten auf das Lehramt und die Handlungen des deutschen Papstes zu werfen", heißt es in der Verlagsankündigung seines Buches "Nichts als die Wahrheit". So werde "endlich das wahre Gesicht einer der größten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte offenbart, die von den Kritikern zu Unrecht als 'Panzerkardinal' oder 'Gottes Rottweiler' verunglimpft wurde". Anders als Xuereb sorgte Gänswein aber für wenig Begeisterung im Vatikan. Gänswein hatte auch über private Dinge und insbesondere über das Verhältnis zwischen dem Emeritus und seinem Nachfolger ausführlich geschrieben. Mittlerweile ist Gänswein – wohl auf Geheiß des Papstes – verstummt. (fxn)