Geistlicher hatte Zustände im Land offen angeprangert

Bischof Alvarez in Nicaragua muss für 26 Jahre ins Gefängnis

Veröffentlicht am 11.02.2023 um 11:49 Uhr – Lesedauer: 

Managua ‐ Der Bischof von Matagalpa in Nicaragua, Rolando Alvarez, kritisiert das Regime in seinem Heimatland – und muss dafür nun lange ins Gefängnis. Zu 26 Jahren Haft wurde er nun verurteilt. Er ist nicht der Einzige, der gegen die Verhältnisse opponiert.

  • Teilen:

Das sandinistische Regime in Nicaragua geht immer härter gegen Kritiker in den Reihen der katholischen Kirche vor. Am Freitag (Ortszeit) wurde Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa, im Schnellverfahren zu 26 Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Der zuständige Richter bezeichnete Alvarez als "Landesverräter", der sich des "Ungehorsams" schuldig gemacht, die nationale Sicherheit untergraben und "Fake News" verbreitet habe. Zusätzlich zur Haftstrafe wurden dem 56-Jährigen die nicaraguanische Staatsbürgerschaft und seine zivilen Rechte entzogen. Er werde nun bis zum 13. April 2049 in Haft sitzen und müsse eine Geldstrafe zahlen, so das Gericht.

Am Donnerstag hatte sich Alvarez geweigert, sich gemeinsam mit 222 anderen politischen Häftlingen in die USA ausfliegen zu lassen. Die sandinistische Regierung hatte dafür eine Chartermaschine bereitgestellt. US-Außenminister Antony Blinken lobte den Schritt als Ergebnis einer diplomatischen Initiative der Vereinigten Staaten. Spaniens Außenminister Jose Manuel Albares kündigte überdies an, den abgeschobenen Dissidenten die spanische Staatsbürgerschaft anzubieten.

Bereits seit August im Hausarrest

Als der Bischof sich weigerte, das Flugzeug zu betreten, reagierte Nicaraguas Machthaber Daniel Ortega verärgert und ließ ihn zurück in Gewahrsam bringen. Ortega warf dem Geistlichen öffentlich vor, sich der angeordneten Ausweisung widersetzt zu haben. Alvarez war bereits im August unter Hausarrest gestellt worden. Mit ihm wurden zahlreiche weitere Priester festgenommen. Sie hatten – ebenso wie er – wiederholt die herrschenden Zustände in dem mittelamerikanischen Land offen angeprangert.

Nicaragua erlebt seit 2018 eine schwere innenpolitische Krise. Bei landesweiten Protesten gegen die linksgerichtete Ortega-Regierung kamen zu Beginn rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Die Kirche, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien kritisierten immer wieder in scharfer Form die Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Inzwischen sind rund 1.300 NGOs verboten worden. Mehrere Kirchenvertreter wurden in den vergangenen Wochen zu langen Haftstrafen verurteilt, weitere warten auf ihren Prozess. Der Weihbischof von Managua, Silvio Baez, lebt nach Morddrohungen seit Jahren im Exil. (KNA)